Exkursion und Vortrag über Ur- und Frühgeschichte Nordfrieslands

BREDSTEDT (NfI). „Nordfriesland war nicht das Ruhrgebiet des Nordens.“ Wohl
aber gab und gebe es beachtliche Eisenerzlagerstätten bei Büttjebüll und
Joldelund, berichtete Prof. Dr. Hauke Jöns im Rahmen des 26. Nordfriesischen
Sommer-Instituts im Nordfriisk Futuur in Bredstedt.

Der Fachmann für Vor- und Frühgeschichte leitete in den 1990er-Jahren
umfangreiche archäologische Grabungen und Erkundungen. Man fand heraus, dass
das Erz von Büttjebüll nur 17 Prozent Eisen enthielt und sich deshalb auch
für die Menschen der Römischen Kaiserzeit vor 1 500 Jahren nicht zum Abbau
und zur Verhüttung lohnte. Am Kammberg in Joldelund dagegen waren in einem
Zeitraum von etwa 100 Jahren rund 500 Rennfeueröfen betrieben worden. In dem
Begriff steckt das Wort „rinnen“, und es bezeichnet die bei der Verhüttung
in eine Grube unter dem Ofen fließende Schlacke. Zurück blieb das
schmiedbare Eisen, die Luppe. Zur großen Überraschung konnten die
Archäologen bei ihren Grabungen nachweisen, dass die Öfen damals mitten in
einer menschlichen Siedlung betrieben wurden, dass die Menge des erzeugten
Eisens gerade zur Selbstversorgung mit Geräten und Waffen ausreichte, dass
die Eisenerzverhüttung quasi im Nebenerwerb geschah, denn die gefundenen
Hausspuren deuteten auf landwirtschaftliche Gehöfte hin. Zu frühen
„industriellen“ Formen einer Überproduktion und eines Exports von Eisen war
es nicht gekommen.

Das Publikum im nahezu voll besetzten Vortragssaal zeigte sich äußerst
wissbegierig und entließ den Referenten erst nach der Beantwortung
zahlreicher Fragen mit großem Beifall.

Seine Forschungsergebnisse erläuterte Jöns, gebürtiger Husumer und Professor
am Niedersächsischen Institut für Historische Küstenforschung in
Wilhelmshaven, auch auf der nachmittäglichen Exkursion zu den
Eisenerzlagerstätten in Büttjebüll und Joldelund. Sie wurde organisiert vom
Verein Natur und Kultur um den Stollberg. Den ausgebuchten Bus begleiteten
Heinrich Becker und Heiner Ehlers.