Dutzende verendete Blassgänse angespült

[dropcap size=small]A[/dropcap]n den Stränden Nordfrieslands werden seit einigen Tagen Dutzende von toten Blässgänsen angespült. Allein auf Sylt wurden 30 – 40 Exemplare gemeldet. Die Tiere sind möglicherweise Ende Oktober bei einer Zwischenlandung in Mecklenburg vergiftet worden und auf dem Weiterflug über der Nordsee verendet.

Der Sylter Meeresbiologe Lothar Koch meldete die ersten Beobachtungen von toten Blässgänsen am 8. und 9. November bei Rantum. Zeitgleich wurde ein Fund aus Westerhever im Strandfund-Portal BeachExplorer.org

eingetragen. Die Schutzstation Wattenmeer kontrollierte daraufhin verschiedene Sylter Strandabschnitte und barg eine der toten Gänse zur Untersuchung. „Der sezierte Vogel war etwa zehn Tage tot, stark abgemagert und hatte keine Flugmuskeln mehr. So etwas gibt es hier um diese Jahreszeit normalerweise nicht“, erläutert der Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer. Bei dem überaus milden Herbstwetter queren die Wildgänse die Deutsche Bucht eigentlich problemlos und landen erst am Niederrhein oder weiter westlich in den Niederlanden.Am Salzhaff in der Wismarer Bucht (Mecklenburg-Vorpommern) hat es Ende Oktober ein Massensterben von Wildgänsen gegeben, die mutmaßlich an unsachgemäß ausgebrachten Wühlmaus-Bekämpfungsmitteln gestorben sind. Da dieses mit dem mutmaßlichen Todeszeitpunkt der nun an der Nordsee angespülten Gänse übereinstimmt, vermutet die Schutzstation Wattenmeer einen Zusammenhang.

Hierzu Rainer Borcherding: „Blässgänse ziehen von Sibirien westwärts bis nach Norddeutschland, Holland und Belgien. Dieser Herbst war so mild, dass kein natürlicher Grund erkennbar ist, warum hier Hunderte von Gänsen vom Himmel fallen sollten. Wenn wir 50 am Strand haben, ist sicher die zehnfache Zahl auf See gestorben.“

Die Blässgans ist eine der knapp zehn nordischen Gänsearten, die in Deutschland zu beobachten sind. Namensgebend ist die Blässe, ein weißer Fleck am Schnabelansatz. Nach einem Bestandstief vor etwa 60 Jahren gibt es mittlerweile wieder etwa eine Million dieser Gänse auf der Welt. Sie rasten und überwintern in Mecklenburg-Vorpommern, am Niederrhein und in den Beneluxstaaten. An der Nordseeküste ist die Art normalerweise kaum anzutreffen, da sie salzfreie Lebensräume bevorzugt.

Funde von tot angespülten Gänsen oder andere besondere Beobachtungen können jederzeit über die kostenlose App „BeachExplorer.org

“ der Schutzstation Wattenmeer gemeldet werden:
http://www.beachexplorer.org

Quelle:

http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Umwelt/Vergiftungsverdacht-bei-Wildvoegeln_article1446822051.html