Wesselburen/Eiderstedt. Der Straßenmeisterei-Bezirk, der von Wesselburen aus betreut wird, umfasst die Bundes-, Landes- und Kreisstraßen von St. Peter-Ording bis nach Lunden und Meldorf. Insgesamt sind das 380 Kilometer, 165 davon auf der Halbinsel Eiderstedt. „Dabei beginnen wir immer mit den wichtigsten Straßen, den Bundesstraßen“, so Ulf Jacobsen. 1992 übernahm der Diplom-Ingenieur eine leitende Funktion in der Straßenmeisterei Tönning, die 2001 aufgelöst wurde.  Jetzt leitet er die Straßenmeisterei in Wesselburen, die auch für Eiderstedt zuständig ist. Sein Kollege Thorsten Wittke ist noch länger dabei, der Arbeitsgruppenleiter feiert im kommenden Jahr sein 40-jähriges Dienstjubiläum. „Ich mag die Arbeit an der frischen Luft und wir sind ein richtig gutes Team“, so Wittke.

Die grobe Planung für den Winterdienst beginnt bereits im Herbst. Die Männer werden in vier Gruppen eingeteilt zu jeweils vier Mann, die dann alle vier Wochen zum Einsatz kommen in der Nachtschicht. Einer dieser Männer, der Frühmelder, schaut sich morgens ab 3 Uhr die Straßenverhältnisse an, ist Schnee und Eis in Sicht informiert er sofort seine Kollegen und diese rücken aus. Ist die Lage trocken und eisfrei, dann erscheinen die Männer regulär um 7 Uhr zum Dienst. „Der Frühmelder fährt in jedem Fall ab 3 Uhr die Strecken ab und beobachtet deren Zustand. Besonders die kritischen Stellen hat er im Blick, das sind zum Beispiel die Nordumgehung in Tönning oder neue Asphaltdecken, diese werden besonders schnell glatt“, verrät Wittke und ergänzt: „Mmanchmal wird es auch erst um vier oder fünf Uhr morgens glatt, dann werden sofort die Kollegen informiert und diese rücken umgehend aus.“ Zusätzlich werden vier Fremdunternehmer informiert. Danach wird eine Meldung an die Betriebsdienstzentrale in Neumünster abgegeben und dann bereitet der Frühmelder in der Straßenmeisterei alles vor für den Ladevorgang der drei hauseigenen und der Fremdfahrzeuge vor. Nach dem Beladen aller Streufahrzeuge fährt er zum Eidersperrwerk und streut vor und hinter dem Tunnel die Fahrbahn mit Sand ab, denn um das Bauwerk zu schützen darf dort nicht mit Salz gestreut werden. Seine Kollegen fahren währenddessen die festgelegten Routen ab. Bisher wurden 17 Einsätze gefahren, auf Eiderstedt wurden dabei 196 Tonnen Salz und 57 Kubikmeter Sole verbraucht.

Straßenmeister aus Wesselburen sorgen für freie Fahrt

800 Tonnen Streusalz lagern in Wesselburen. Der Leiter der Straßenmeisterei Ulf Jacobsen (re.) mit seinen langjährigen Mitarbeitern Thorsten Wittke und Sven Lux (li.). Foto: Sommer

„Wir streuen nicht nur mit dem einfachen Trockensalz, bei uns kommt auch Feuchtsalz zum Einsatz“, so Jacobsen. Dabei werden Lauge, Wasser und Salz auf den Streutellern miteinander vermischt. „Das hat den positiven Effekt, dass es sofort gegen die Glätte hilft und dass das Salz nicht vom Wind weggefegt werden kann“, erklärt Jacobsen. Dabei blickt er auf seinen Kollegen Sven Lux. Dieser hat mit seinem Unimog im Laufe der vergangenen 20 Jahre schon so manche Straße gestreut oder vom Schnee befreit. Lux zählt ebenfalls zu den langjährigen und erfahrenen Mitarbeitern, die den eigenen Bezirk so gut kennen wie ihre eigene Westentasche. Ein Mann, den nichts aus der Ruhe bringen kann. Es sei denn, er wird von einem Autofahrer während eines Räumeinsatzes überholt. „Auf den Räumfahrzeugen herrscht eine ziemlich schlechte Sicht, weil der entgegenkommende Schnee im Scheinwerferlicht blendet, auf einem Räumfahrzeug fühlt es sich immer so an, als sei man in einen Schneesturm geraten“, so Lux. Er appelliert an alle Autofahrer: „Bitte nehmt Rücksicht auf uns und überholt nicht, denn wenn wir unterwegs sind, dann sind die Straßen glatt und wir wollen doch nur, dass ihr alle sicher euer Ziel erreicht“.

Im Sommer werden die Fahrzeuge umgerüstet. Die Salzstreuer werden durch Mähmaschinen, Kneifer oder Waschbürsten ersetzt. Damit werden die Leitpfosten und Wegweiser gewaschen, die Straßenränder gemäht, Knicks gepflegt, Straßen ausgebessert, Unfallschäden an den Straßen und Kreuzungen beseitigt und so vieles mehr. „Man sieht erst dann, was wir alles machen, wenn wir nichts mehr machen würden“, verrät der Chef mit einem Augenzwinkern.

Text/Fotos: Bärbel Sommer

 

Zahlen und Fakten

„Unsere Meistereien haben aktuell gut 30.000 Tonnen Streumittel eingelagert, sind also gut vorbereitet für den Winterdienst auf Norddeutschlands Straßen“, verrät Dagmar Barkmann, Pressesprecherin vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH), und fährt fort: „Der Winterdienst ist so organisiert, dass auf allen wichtigen Straßen ab 3 Uhr früh bis 22 Uhr nachts nach Bedarf geräumt und gestreut wird.“

Eine anspruchsvolle Managementaufgabe, die das Team des LBV.SH mit seinen 503 Straßenwärtern sowie Kraftfahrern auf insgesamt 7.641 Kilometern Jahr für Jahr solide leistet. Seit dem 1. Januar ist der LBV.SH für 1.428 Kilometer Bundesstraßen, 3.530 Kilometer Landesstraßen und 2.683 Kilometer Kreisstraßen zuständig.

Für die 494 Kilometer Autobahn trägt künftig die Autobahn GmbH die Verantwortung.Denn auch wenn die Verkehrsteilnehmer davon nichts gemerkt haben, so haben sich in der Silvesternacht die Zuständigkeiten verschoben: Der gesamte Betriebsdienst der Autobahnen sind zum 1. Januar 2021 vollständig in die Zuständigkeit der neugegründeten Autobahngesellschaft des Bundes übergegangen. Insgesamt unterhält der LBV.SH für die Straßen im echten Norden zukünftig 23 Straßenmeistereien.

Für den Winterdienst stehen der LBV.SH-Mannschaft rund 270 Fahrzeuge und 616 Großgeräte – darunter 339 Schneepflüge und 28 Schneefräsen zur Verfügung. Darüber hinaus setzt der LBV.SH in der Winterzeit externe Helfer mit weiteren 255 LKW ein, die eigens mit Schneepflügen und Streuautomaten ausgerüstet werden.

Die Gesamtkosten des Winterdienstes betrugen laut LBV.SH in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt 9,5 Millionen Euro pro Wintersaison. Durchschnittlich mussten 26.470 Tonnen Streumittel pro Wintersaison zur Bekämpfung von Fahrbahnglätte ausausgebracht werden. ek