Schleswig-Holstein. Eine bisher im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer nicht vertretene Pflanze hat der Biologe Martin Stock aus der Nationalparkverwaltung auf der vor wenigen Jahren neu entstandenen Insel im Norden des Norderoogsandes entdeckt: Während seiner jährlichen Kartierarbeiten fiel ihm der Strandrettich (Raphanus raphanistrum ssp. maritimus) ins Auge. „Mit Hilfe der Kollegen Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer und Pieter Slim aus den Niederlanden konnte die Art sicher bestimmt werden“, berichtet Stock.

Beim Strandrettich, einer Pflanze mit gelben Blüten und knubbeligen Früchten, handelt es sich um einen Kreuzblütler, vermutlich die Stammform von Rettich und Radieschen. Er kommt an sandigen Küstenstandorten, in Dünen und Kliffs vor. Zu seinem natürlichen Verbreitungsgebiet gehören das Mittelmeer, die mediterranen Atlantikküsten, die Küsten Frankreichs und Großbritanniens. Auch in den Niederlanden ist die Art inzwischen auf drei Wattenmeerinseln und an zwei Küstenabschnitten am Festland gesichtet worden, ein erster Fund für Deutschland stammt aus dem Jahr 2015 von der Insel Helgoland.

Mit dem Strandrettich habe „eine weitere küstentypische und wärmeliebende Art den Norderoogsand als Trittstein für ihre Ausbreitung entdeckt“, so der Biologe. Er gehe davon aus, dass sich die Pflanze auf natürlichem Weg im Wattenmeer eingefunden hat: „Die verdickten Fruchtwände sind gut schwimmfähig, oder Seevögel können die Samen verbreitet haben.“ Dass sich der Strandrettich hier ansiedle, sei „sicherlich auch dem Klimawandel zuzuschreiben“.