St. Peter-Ording. Nach Wochen kreativer sowie fachlicher Ideenschmiede und umfangreicher Abstimmungsprozesse ist es soweit: das innovative Projekt zur digitalen Besuchermessung und -lenkung in St. Peter-Ording ist gestartet. Corona zwingt den Ort, alle möglichen und denkbaren Lösungsansätze zur Besucherlenkung in Erwägung zu ziehen. Der Name des Projekts ist sperrig, der Inhalt komplex: „Digitale Lösungen zur Messung von Auslastungen und zur Besucherlenkung in St. Peter-Ording“.

„Die Idee zu einem Projekt kam uns grundsätzlich bereits, als wir uns im Mai mit unseren umfangreichen Maßnahmen zu Abstands- und Hygienemaßnahmen sowohl on- als auch offline beschäftigten und nach Aufhebung des Reiseverbots zum Teil den Eindruck hatten, dass wir mit unseren bestehenden Maßnahmen und Technologien an Grenzen stoßen“, so Constanze Höfinghoff, Tourismus-Direktorin St. Peter-Ordings. Die Ideenschmiede des Online-Teams der Tourismus-Zentrale brachte dann letztendlich den Projektantrag zu Papier und auf den Weg ins Wirtschaftsministerium. Der vorzeitige Maßnahmenbeginn liegt seit dem 10. Juli 2020 vor, Projektstart war der 13. Juli. Das Projektvolumen beläuft sich auf 150.000 Euro netto bei einer Förderquote von 70 Prozent durch das Land Schleswig-Holstein. Den Eigenanteil in Höhe von 30 Prozent stellt die Tourismus-Zentrale St. Peter-Ording bereit.

Es geht im Projekt im Wesentlichen um die Messung und Erfassung von Auslastungen und Personendichte an bestimmten neuralgischen Punkten mit potenziell hohem Besucheraufkommen und damit besonderen Herausforderungen zu Corona-Zeiten, z.B. am Übergang zum Strand an der Seebrücke, in der kulinarischen Meile in der Straße Am Kurbad oder auf dem Wochenmarkt.  Über anonymisiertes WLAN-Tracking, anonymisierte Bilderkennung zur Messung von Personendichte von Auslastungen über Kamera- und Lasertechnik werden Daten gesammelt und ausgewertet sowie diese dann anwendungsorientiert mittels Ampelsystem, u.a. in digitalen Endgräten wie z.B. den Smartphones der Besucher, ggf. auch über echte Rot/Grün Ampeln vor Ort dargestellt.

Mit den Partnern der bestehenden Website und der WebApp für St. Peter-Ording und Eiderstedt, die Neusta Destination Solutions GmbH sowie die hubermedia GmbH, brachten die SPO-Onliner am Ende die Idee des WLAN-Trackings zur Messung von Personendichte an Hot-Spots auf den Plan, die durch umfangreiche Programmierungen als sichtbares „Ampelsystem“ in die bestehende WebApp integrierbar würde.  „Dazu werden in Kürze an unterschiedlichen Standorten in St. Peter-Ording kleine Minicomputer installiert. Diese erfassen über Antennen in Echtzeit die Anzahl der Signale, die Smartphones im WLAN Modus aussenden, gruppieren diese nach Geräten und Signalstärke und machen die gesammelten Ergebnisse datenschutzkonform nutzbar. Es werden dabei rein die Anzahl der vorhandenen Geräte in einem begrenzten Umkreis gezählt und keine persönlichen Daten abgefragt“, so Stefan Huber, Geschäftsführer der „hubermedia GmbH“.

Die Firma Lufthansa Industry Solutions aus Norderstedt entwirft für das Thema ergänzend verschiedener Sensortechniken und Datenanalysen mittels Smart Data Verfahren für die Messung von Personenfrequenzen und -dichten als Lösungsansatz und steuert in den nächsten Wochen entsprechende technische Entwicklungsleistungen bei. „Uns ist bisher keine Destination bekannt, wo diese Technologien zur Besucherlenkung bisher zum Einsatz gekommen sind. Bei Festivals und in Stadien ist dies bereits durchaus üblich“, so Sebastian Blumenthal, Geschäftsfeldleiter bei der Lufthansa Industry Solutions, „mit Scharbeutz an der Ostsee als zweiter Pilot-Standort und weiteren Projekt zeigt Schleswig-Holstein hier eine starke Innovationskraft.“ Das ist sicher einer der Gründe, warum das Land Schleswig-Holstein zu diesen herausfordernden Corona Zeiten eine Förderung aus Landesmitteln in Aussicht gestellt hat.

In der zentralen touristischen Datenbank von „hubermedia“, auf der mobilen Website und in der WebApp (PWA) von St. Peter Ording sind die Orte/Einrichtungen/Bereiche zum großen Teil als sog. POIs (Points of Interest) bereits vorhanden. Zusätzliche umfangreiche Programmierungen und Technik im bestehenden System sind jedoch nötig, um über eine entsprechende Darstellung stark frequentierte Bereiche darzustellen und gleichzeitig alternative Angebote sowie Wegmarken zur Entlastung der Standorte anzuzeigen. Die generelle „around me“-Funktion, also was gibt es Drumherum als Angebot, ist in der WebApp von St. Peter-Ording bereits vorhanden. Die Darstellung der „Ampel“ in der WebApp von St. Peter-Ording wird möglich, wenn der Gast direkt in die digital angelegten POIs klickt. Hierzu besteht der Bedarf entsprechender Kommunikationsmaßnahmen, um diese Möglichkeit als Service zur Orientierungshilfe bekannt zu machen.

Zukünftig sollen dann auch über Mechanismen der künstlichen Intelligenz Vorschauen entstehen können, die z. B. mit Wetterdaten verknüpft, auch Hochfrequenzzeiten vorausgesagt werden können. Für Ordnungsbehörden und Polizei wird zudem ein Zugriff auf anonymisierte Auslastungsdaten ermöglicht, um Informations- und Ordnungspersonal gezielt einzusetzen.

Das Kick-off Meeting fand in dieser Woche mit einer Begehung der Standorte und Festlegung der entsprechenden Technik statt. Der Zeitplan sieht vor, dass in den nächsten 14 Tagen alle notwendigen Gerätschaften bestellt, geliefert und installiert werden. Parallel laufen die Softwarevorbereitungen bei allen Auftragspartnern auf Hochtouren. „Im Laufe der letzten Juliwoche wollen wir ins erste Testing gehen, in der ersten Augustwoche hoffen wir dann auf den Start im Echtbetrieb“, so Höfinghoff, „wir benötigen die Technik sowie die Daten schnell, um den Herausforderungen der Corona-Zeit noch deutlich besser begegnen zu können als bisher.“

Darüber hinaus ergeben sich Chancen, die im Pilotprojekt angewandten Technologien und Kommunikationsmöglichkeiten in Mobilitätskonzepte der nahen Zukunft für St. Peter-Ording und die Lokale Tourismusorganisation St. Peter-Ording / Eiderstedt einzusetzen.

Qoelle/Foto: TZ SPO/Franke