Tönning. Morgens um halb zehn im Hotel Goldener Anker. Im Clubraum neben der Gaststätte frühstücken ein gutes Dutzend Frauen, es sind Einheimische. Das Gelächter der Damen dringt bis in die Gaststätte. Sie sind gut drauf, und das liegt vielleicht auch an dem guten Frühstück, das sie im Goldenen Anker serviert bekommen, falls gewünscht, natürlich mit Prosecco. Zu der Zeit frühstücken am Stammtisch in der Gaststätte der Küchenchef des Hauses, Willi Peters, mit seiner Lebenspartnerin Beata Christian und seinen Eltern. „Das gehört für uns einfach dazu“, sind sich alle einig. So beginnen sie ihren Tag, auch wenn die Senioren es eigentlich etwas ruhiger angehen lassen wollen. Sie wohnen ganz in der Nähe und kommen gern vorbei und helfen aus, wenn Not am Mann ist. Jeden Morgen sitzen sie am runden Tisch, der noch aus den Anfangstagen der Gaststätte stammt. Ein alter Eichentisch, der schon mehrfach aufgearbeitet wurde. „Mein Opa war Fischer in Büsum, er kaufte im Jahr 1965 dieses Haus, in dem es anfangs nur eine Fischerkneipe gab“, verrät Peters. Seine Eltern, Kirsten Peters (geb. Schlömer) aus Büsum und Thies Peters von Nordstrand, übernahmen die Fischerkneipe im Jahr 1978/79 und machten daraus ein gutbürgerliches Restaurant mit sechs Hotelzimmern. Sie haben drei Söhne, die in diesem Haus am Hafen aufgewachsen sind, doch nur der Älteste hat mit fünf Jahren schon bestimmt: „Ich werde Koch!“ Die anderen beiden sind Heizungsbauer geworden.

Juniorchef Willi Peters mit seiner Lebenspartnerin Beata Christian.

Juniorchef Willi Peters mit seiner Lebenspartnerin Beata Christian.

Wieder kommen drei Damen ins Hotel, alle haben eine Badetasche unterm Arm. Nach einer herzlichen Begrüßung und einem kleinen Klönschnack gehen sie zielstrebig in die Sauna und ins Schwimmbad, im hinteren Teil des Hauses. Man kennt sich und man freut sich, sich zu sehen. „So ist das hier bei uns, viele unserer Gäste sind zu Freunden geworden oder gehören zur Familie“, sagt Willi Peters. Und schon kommt der nächste Stammgast, Dieter Bormann, aus der Nachbarschaft. Der 81-Jährige schaut mehrmals täglich vorbei, auch am Abend wieder, wenn die anderen zum Stammtisch kommen. „Dieter hat mich als kleines Kind schon zum Kindergarten gebracht“, schmunzelt Willi Peters. Bormann ist in Tönning geboren, er verrät: „Ich kenne die Gaststätte noch aus der Anfangszeit, damals kamen alle Fischer nach dem Fang vorbei, ihre Kutter lagen praktisch vor der Haustür.“ Viele Fischer gibt es nicht mehr in Tönning, doch die Anzahl der Gäste, die in diesem schönen Ort an der Eider ihren Urlaub verbringen ist ständig gestiegen. „Tönning liegt einfach zentral, von hier aus ist man schnell an der Nordsee, in Büsum, in Husum oder in St. Peter-Ording“, freut sich der leidenschaftliche Koch, denn das ist es, was den Mann fasziniert, der rein äußerlich einem gemütlichen Seebären gleicht, der bei Wind und Wetter am Steuerrad den Kurs hält.

Kirsten und Thies Peters haben das Hotel Goldener Anker von der Fischerkneipe zum Hotel umgebaut.

Kirsten und Thies Peters haben das Hotel Goldener Anker von der Fischerkneipe zum Hotel umgebaut.

„Für unsere Gäste ein ehrliches Essen kochen, das ist es, was ich mag“, sagt Willi Peters mit fester Stimme. Seine Ausbildung zum Koch machte der heute 47-Jährige in der Rosenburg in Husum. Anschließend ging er der Liebe wegen nach Berlin und kochte dort vier Jahre lang im Grand Hotel Esplanade in der gehobenen Sterneküche. „Als meine Eltern 1999 das Nachbarhaus kaufen konnten, fragten sie mich, ob ich nicht nach Hause kommen möchte“, so der Junior und fährt fort: „Eigentlich wurde bei uns im Haus immer etwas gebaut oder renoviert, aber diese Vergrößerung, die haben wir dann gemeinsam geplant.“ Es wurden Räumlichkeiten geschaffen für kleine oder größere Familienfeiern, die Hausgäste sollten zukünftig die Gelegenheit haben zum Schwimmen und Saunieren und auch das Restaurant wurde neu gestaltet. Doch eines ist immer gleich geblieben – die ehrliche Küche im Goldenen Anker. „Mein Vater ist Küchenmeister und wir haben immer frisch gekocht, wenn möglich mit Produkten aus der Region“, sagt Willi Peters und verrät, dass die „Scholle satt“ nicht nur bei den Einheimischen gut ankommt, sondern auch bei den Feriengästen. Und sobald es etwas wärmer wird werden die Tische auf die Terrasse gestellt. Dort können die Gäste dann mit Blick auf den Hafen das Essen genießen.

„Wir machen sehr viel Fisch, aber auch unsere Fleischgerichte wie zum Beispiel Schnitzel oder Rumpsteak werden gerne gegessen“, freut sich der Küchenchef. Alles Klassiker, die sein Vater schon zubereitet hat, und nicht nur das hat er von seinen Eltern übernommen. Es hat im Haus noch nie einen Ruhetag gegeben. „Wir sind eigentlich immer für unsere Gäste da, und das macht uns wirklich Spaß“, sagt Willi Peters. Die ganze Familie, zu denen der Küchenchef auch seine langjährigen Mitarbeitenden zählt, freut sich auf die bevorstehende Saison und hofft, dass es möglichst ein sonniger Sommer wird. „Aber selbst bei schlechtem Wetter gibt es hier auf Eiderstedt jede Menge zu entdecken. Und im nächsten Winter wird wieder renoviert. Alle Hotelzimmer erhalten neben frischem Glanz auch eine modern maritime Einrichtung. Das wird richtig chic“, verspricht der Tönninger Jung. Text/Foto: Bärbel Sommer