Eiderstedt.

Die gesamte Oberfläche des Eiderdamms ist an den Quer- und Längsfugen in Abständen von rund 25 Metern aufgerissen. Das hat zur Folge, dass Sand ausgetragen wird und der Deich absackt.

Johannes Oelerich, Abteilungsleiter für Küstenschutz im Umweltministerium, Landrat Florian Lorenzen und LKN-Direktorin Birgit Matelski gaben heute den offiziellen Startschuss für die Deichverstärkung.

Die ursprüngliche Kronenhöhe von +8,70 Meter NHN ist auf der gesamten Strecke nicht mehr vorhanden, teilweise liegt sie bei +8,30 Metern NHN und darunter. Die Wehrfähigkeit ist bei einem Hochwasser, das alle 200 Jahre auftritt und Grundlage für den Generalplan Küstenschutz ist (HW200), nicht mehr gewährleistet. Deshalb wurde der Eiderdamm in die Prioritätenliste der zu verstärkenden Landesschutzdeiche aufgenommen.

„Die Klimakrise und der damit verbundene Anstieg des Meeresspiegels ist eine ernste Gefahr für die niedrig gelegenen Küstenregionen in Schleswig-Holstein“, sagte Oelerich. „Die Verstärkung des Eiderdammes ist deshalb eine wichtige und unverzichtbare Investition für den Erhalt und den Schutz unserer Lebensgrundlagen.“ Damit käme das Land bei der konsequenten Umsetzung des Generalplans wieder einen Schritt weiter.

Basisdeichverstärkung spart Platz und Geld

Für ein klassisches Klimaprofil mit Klei und Füllboden ist nicht ausreichend Boden vorhanden. Zudem würde sich die Deichbasis um 30 Meter verbreitern. Deshalb fiel die Entscheidung auf eine Basisdeichverstärkung. Dabei bleibt der Deichfuß an Ort und Stelle, das neue Profil wird innerhalb dieser Basis entwickelt. Das vorhandene, vollvergossene Schüttsteindeckwerk, das teilweise von Watt überlagert ist, bleibt erhalten. So werden nicht nur Kosten gespart, es wird auch der durch eine Verbreiterung entstehende Eingriff in Watt- und Salzwiesenflächen im Nationalpark Wattenmeer vermieden. Der Deich wird auf einer Länge von 3,85 Kilometern auf durchgehend +9,00 Meter NHN erhöht; die Krone, inklusive Deichkronenweg, wird auf vier Meter erweitert. Der Asphalt der Deichböschungen wird entfernt, vor Ort aufbereitet und im Deichkörper vollständig wieder eingebaut. Anschließend wird die Deichaußenböschung mit widerstandsfähigen Betonsäulen abgedeckt.

„Mich begeistert an dieser Baumaßnahme besonders, dass wir alle Materialen vor Ort wiederverwenden und auf der gleichen Fläche ein Deich entsteht, der ein deutlich höheres Sicherheitsniveau haben wird“, sagt Jan Stolzenwald, Projektleiter und Küsteningenieur des LKN.SH.

Vom Aussterben bedrohte Vögeln brühten auf Deichflächen

Die an das Eidersperrwerk anschließenden Hafenanlagen (Molen etc.) sowie die angrenzenden Deichflächen haben trotz ihres ausgeprägt technischen Charakters eine überdurchschnittlich hohe naturschutzfachliche Bedeutung für Brutvögel. Die Außenseite des Landesschutzdeiches nördlich des Sperrwerks wird u. a. von Sand- und Seeregenpfeifern zur Brut genutzt. Insbesondere für die Brutvorkommen des in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohten Seeregenpfeifers (ca. neun Brutpaare, Stand 2020) besteht eine hohe nationale Verantwortung. Bevorzugter Brutplatz sind hier die Spülsäume, also das von den Sturmfluten abgelagerte Treibsel.

„Die Herausforderungen für die Planung dieser Deichbaumaßnahme sind auch deshalb besonders hoch gewesen, weil die Kräfte der Nordsee durch das Eiderdelta hier besonders spürbar sind“, sagt Birgit Matelski, Direktorin des LKN.SH. „Deshalb gehen wir auch mit dem Einbau der Störsteine für uns in Schleswig-Holstein ganz neue Wege.“

Zum Schutz sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen: So sollen durch zeitlich und räumlich abgegrenzte Bauabschnitte ungestörte Bereiche während der Brutzeit erhalten bleiben. Außerdem wird der Eiderdamm während der Bauphase für Radfahrer und Fußgänger geschlossen bleiben. Wo geht es los? Von Vollerwiek in Richtung Eidersperrwerk.

ek