Katharinnenheerd. Steffen, Sabrina und Tobias. Eigentlich wollten alle drei Kinder von Angela und Reimer Jürgens den Hof Landfrieden in Vollerwiek übernehmen. „Arbeit für drei Familien wäre da, aber der Hof könnte sie nicht alle ernähren“, sagt Tobias Jürgens. Der 29-jährige Agrarwissenschaftler ist Eiderstedter Landwirt mit Leib und Seele – und deshalb stand nach Studium, zahlreichen Praktika im Ausland im Bereich Himbeeranbau und einer zweijährigen Tätigkeit im Vertrieb eines Husumer Windkraftanlagenherstellers ganz klar fest: „Die Landwirtschaft liegt mir im Blut. Ich muss das machen.“

Der Entschluss, sich irgendwann als Landwirt selbstständig zu machen, reifte seit frühester Kindheit. Er war 17 Jahre alt, als seine Eltern begannen, neben der Ferienwohnungsvermietung einen weiteren Zuerwerb zu suchen und auf ihrem Land Himbeeren anpflanzten. Das war im Jahr 2005. Seitdem ist der Hof auch als „Himbeer-Hof Jürgens“ auf der Halbinsel bekannt. Nicht zuletzt deshalb, weil die Familie erfolgreich die Vermarktung der Beeren weit über die Grenzen Eiderstedts betrieb, sondern auch durch ihr „Himbeer-Café“ in Vollerwiek. „Mein Herz schlägt Himbeere“, sagt Tobias Jürgens, der sich auf die Produktion dieser Früchte spezialisiert hat. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Anne Bönisch, sie ist Umweltwissenschaftlerin und angehende Meeresbiologin, möchte er deshalb zwischen Katharinnenheerd und Garding nun seinen eigenen Himbeer-Hof nebst Café gründen. Den Hof und das Land dafür hat er bereits gefunden – und neben seiner Familie unterstützen ihn auch viele Freunde und einige Nachbarn bei seinen Planungen.

Die sehen wie folgt aus: Er möchte auf einer rund zwei Hektar großen Mais-Fläche seine „Eiderstedter Seebeeren“ anbauen. Nicht unter freiem Himmel, sondern in Folientunneln. Die Fläche liegt auf dem Geestrücken Eiderstedts und wird künftig rundum mit Knickgehölz als Witterungs- und Sichtschutz versehen. „Wir machen da etwas richtig Schönes hin und erhöhen mit der sommerblühenden Himbeere auch noch die Biodiversität am Standort“, sagt „Himbeer-Toni“ Jürgens, der sich für die Tunnelvariante entschieden hat, um bessere Qualitäten zu ernten und weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen zu müssen. „Unter Folie benötigen wir 90 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel und gar keine Herbizide – mehr Umweltbewusstsein ist im Himbeeranbau bisher nicht möglich“, ist der 29-Jährige überzeugt. Damit einher geht, dass er „unter Dach“ die Erntesaison verlängern kann.

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„Die Zukunft liegt im geschützten Anbau“, beschreibt Tobias Jürgens die Auswirkungen der globalen Erwärmung. „Um frei von Umwelteinflüssen zu sein, ist das der einzige Ausweg für den Obstanbau“, sagt der Eiderstedter. Bereits im Sommer hat er in Oldenswort zwei Folien-Tunnel mit rund 600 Pflanzen bewirtschaftet und diese nach der Ernte in der Region vermarktet.

„Himbeer-Toni“ ist davon überzeugt, dass er seinen Traum verwirklichen wird. Doch zunächst steht ein wichtigeres Ereignis an: die Geburt des ersten Kindes. Stichtag ist Anfang März.

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