Im Jahre 1700 marschierte das dänische Heer in das Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorp ein, dessen Herzog Friedrich IV. (1695 bis 1702) mit einer Tochter des schwedischen Königs verheiratet war. Mit der Belagerung der starken Festung Tönning an der Eidermündung begann der Große Nordische Krieg. Trotz starkem Beschuss konnten die Schweden ihre Bastion gegen das Dreierbündnis Russland, Sachsen-Polen und Dänemark halten, nachdem ein schwedisch-holländisch-hannoveranisches Heer die Angreifer zum Rückzug zwang. Die Rache ließ nur wenige Wochen auf sich warten. Schwedens König Karl XII. griff mit seinen Verbündeten Kopenhagen an. Heute erinnert eine sehr seltene, 69,2 Gramm schwere Goldmedaille von 51,25 Millimeter Durchmesser an diese beiden bedeutenden Ereignisse der schleswig-holsteinischen und dänischen Geschichte. Ein Exemplar bringt das Auktionshaus Künker am 26. Januar 2022 für Sammler und Liebhaber wieder in Umlauf. Den Wert der Goldmünze schätzen Experten auf 50.000 Euro.

Medaillen wie die schwere Goldmünze im Gegenwert von 20 Dukaten wurden an Männer verliehen, die sich in großen Schlachten verdient gemacht haben. In diesem Fall wird wohl Herzog Friedrich IV. mit dem wertvollen Geschenk seine Dankbarkeit ausgedrückt und gleichzeitig den Angriff auf Kopenhagen als erfolgreiche Rache für den Beschuss von Tönning für sich propagiert haben. „Bei so seltenen Münzen ist es ungewiss, wann wieder einmal ein Exemplar auf den Markt kommt“, weiß Dr. Andreas Kaiser, Geschäftsführer des Auktionshauses.

Wie die wertvolle Münze den Weg ins Auktionshaus nach Osnabrück gefunden hat, verrät er nicht, ebenso wie der derzeitige Besitzer, wie in Fachkreisen üblich, ein gut gehütetes Geheimnis bleibt. Was er jedoch verrät: Der Münzmarkt ist stabil und hat zuletzt durchaus die eine oder andere Belebung erfahren. „Wir bekommen immer wieder Anfragen von Menschen, die geerbte Sammlungen schätzen lassen oder beim Aufräumen des Dachbodens auf fast vergessene Schätze stoßen.“ Dann macht sich ein Münzexperte von Künker auf den Weg, um die Raritäten in Augenschein zu nehmen. Bestätigt sich ihr Wert bei der fachlichen Begutachtung, kauft das Auktionshaus die Münzen an oder versteigert sie im Kundenauftrag.

Zurück zum Goldstück: Es wurde aller Wahrscheinlichkeit nach in Hamburg geprägt und zeigt auf der Vorderseite die Bastionen von Tönning und einzelne Gebäude der Stadt. Klar erkennbar sind: das Schloss mit seinen vier hoch aufragenden Ecktürmen und der Turm der St. Laurentius-Kirche. Die Szenerie zeigt den Beschuss innerhalb des Belagerungswalles, während zwei feindliche Schiffe den Eidersund absperren. Darunter ist der lateinische Schriftzug TONNINGA A(nno) O(rtus Domini) MDCC (=“für Tönning im Jahre der Geburt (des Herrn) 1700 geprägt“).

Auf der Rückseite ist der Angriff auf Kopenhagen dargestellt. Über dieser Szene steht das lateinische Motto PAR PARI (reddere), was übersetzt „Gleiches mit Gleichem (vergelten)“ bedeutet. Unter dem Bild ist „Kopenhagen im Jahre der Geburt (des Herrn) 1700“ (HAFNIA A(nno) O(rtus) MDCC) zu lesen.

Möglichkeiten zum Mitbieten auf www.kuenker.de

Foto/Text: Lübke&Wiedemann; Künker; PM