Tetenbüll. Im 19. Jahrhundert bis in die heutige Zeit durfte die Blut buche in keinem renommierten Haubarg-Garten fehlen. Sie ist nach wie vor einer der schönsten und beliebtesten Parkbäume Europas. Was lag damals näher als diesen prachtvollen Baum zu pflanzen, der heute auch noch in vielen Haubarg-Gärten bewundern werden kann. Aber wie lange noch? Die Buchen kämpfen heute mit den Folgen der Klimaveränderungen und sind wie viele heimische Bäume existenziell in ihrem Bestand gefährdet.

Auf dem Hamkenshof von Ernestine und Haye Hamkens in Warmhörn wurde kürzlich eine drei Meter hohe Sumpfzypresse gepflanzt. Die Heimat der Sumpfzypresse ist ursprünglich der südöstliche Bereich von Nordamerika. Dort wächst der Baum am Wasser und sogar im Wasser und wird oft während der Hurrikansaison meterhoch mit Salzwasser überflutet. Diese Ereignisse übersteht der Baum problemlos. Die Sumpfzypresse ist ein laubabwerfender Nadelbaum. Lange Zeit wächst der Baum in seiner Jugend schmal pyramidenförmig und bildet eine regelmäßige kegelförmige Krone aus. Später wird er breiter. Obwohl er langsam wüchsig ist, wird er im Alter b is zu 10 Meter breit, hat eine halboffene Krone und kann bis zu 30 Meter hoch werden. Der Baum  verlangt einen freien, sonnigen , feuchten bis nassen Standort sowie eine sauren, humusreichen Boden. Er gedeiht aber auch auf trockenen, nährstoffreichen Sand-Lehm- oder Tonböden und verträgt gut Staunässe und sogar einen längeren Standort im Wasser. Sie verträgt nicht nur trockene Böden, da sie in nicht sumpfigem Gelände lange Pfahlwurzeln bildet, sondern auch andauernde Überschwemmungen.

So ein prachtvoller Baum steht heute noch im Hochdorfer Garten in Tating. Der Baum ist mittlerweile 180 Jahre alt. Damals wurde dieser Baum in der Arboretum-Phase (1840-1900), insbesondere im barocken Parkabschnitt mit anderen exotischen Bäumen gepflanzt. Es war die Zeit des Kolonialismus, als allerorts eine Vielzahl von Bäumen aus anderen Kontinenten, vorwiegend aus Nordamerika und Asien, eingeführt wurden und dem Geschmack der damaligen Zeit und der aufkommenden Mode, exotische Pflanzen sammelte und diese importierten, ausländischen Gehölze in Gartenquartiere pflanzte.

Es war die Zeit, in der man eine große Vorliebe an einem Arboretum hatte. Diese Arboreten existieren bis zum heutigen Tag weltweit. Es handelt sich dabei um Areale mit einer vielfältigen Ansammlung verschiedener, oftmals auch exotischen Gehölzen. Der Hochdorfer Garten in Tating verfügt über mehr als 70 Gehölzarten, obwohl vor rund 200 Jahren Eiderstedt großflächig noch fast baumlos war. An „exotisch“ ausgewiesenen Baumarten existieren heute noch 20 Arten.

Sie wurden meist als Einzelbäume oder in Gruppen angepflanzt und bilden somit räumlich eine parkartige Situation. Aber eine große Anzahl dieser exotischen Prachtexemplare existiert heute nicht mehr im Hochdorfer Garten. Entweder wurden sie wie viele andere Bäume Opfer von Stürmen, wie die zwei großen Nordmannstannen im Winter 1979/80, sind von Windbrüchen gezeichnet, mussten aus Verkehrssicherheitsgründen gefällt werden, wurden nach dem 2. Weltkrieg wie die Lindenalleen im Winter 1945/46 abgeholzt und samt den gerodeten Stubben verfeuert, oder sie kränkeln vor sich hin. So wie die Lindenalleen müssten auch diese Bäume nachgepflanzt werden.

Angesichts der Klimaveränderungen, die auch Auswirkungen auf die Bäume haben, handelt es sich heute bei diesen Gehöl- zen nicht unbedingt mehr um exotische Bäume.

In den letzten Jahrzehnten war man darauf bedacht, vorwiegend heimische standortgerechte Gehölze zu pflanzen, anstatt fremdländische Koniferen. Durch die Klimaveränderungen und deren Folgen wie Hitzeperioden, anhaltende Regenfälle und die Erwärmung der Erdatmosphäre haben sich die Standortbedingungen für manche heimischen Gehölze verschlechtert und die für einige fremdländische Gehölze verbessert. So z.B. für die Sumpfzypresse. Sie kann lange im Wasser stehen und nasse Füße haben, sie verträgt aber auch trockene Böden und Hitzeperioden und ist sehr windfest mit ihren langen Pfahlwurzeln. Ein richtiger Klimabaum in unserer Region, der sich besser an die heutigen Klimaveränderungen anpassen kann als z.B. die 200 Jahre alte Blutbuche und die Kastanie in dem parkartigen Haubarg-Garten auf den Hamkenshof in Warmhörn, die heute unter dem wechselnden Grundwasserspiegel und den Hitzeperioden leiden und dadurch anfälliger gegenüber Baumschädlingen sind. Das heißt aber nun nicht, dass überall nur noch Sumpfzypressen gepflanzt werden sollen.

Sicherlich, auch in Zukunft wird es in den Haubarg-Gärten und in unserer Region noch z.B. die Blutbuche , die Esche, die Kastanie und die Linde geben und man wird weiter versuchen sie anzupflanzen. Aber es hat sich gezeigt, dass es gerade die markanten alten Bäume es schwieriger haben, den Klimaveränderungen standzuhalten, während die Sumpfzypresse besser mit diesen zurechtkommt. Das Pflanzen der Sumpfzypresse kann die Klimaveränderungen nicht aufhalten, genauso wenig wie die Entschlammung der Graft. Damit der Wasserstand für den markanten alten Baumbestand besser reguliert wird, sind dies doch Schritte dahin, um den Folgen der Klimaveränderungen zu begegnen, damit die parkartigen Haubarg- Gärten in ihrer räumlichen Gestalt als Kulturgut und Lebensraum in nächster Zukunft noch erhalten bleiben.

Halke Lorenzen