Witzwort.

Es ist nicht mehr lange hin, dann beginnen die Landwirte wieder mit dem Mähen der Wiesen. „Was die wenigsten wissen: Die Landwirte stehen in der Pflicht, sie müssen nachweisen, dass nach Kitzen gesucht worden ist. Und die Suche gestaltet sich schwierig, denn ein Rehkitz, das im langen Gras liegt, ist mit bloßem Auge schlecht zu erkennen. Selbst wenn Jagdhunde eingesetzt werden zur Suche, auch die besten Hunde finden die geruchlosen Kitze nicht“, sagt der passionierte Jäger und Hegeringleiter Leonhard Wieck.

rehkitz

Die Rehkitze sind im langen Gras nur schwer zu finden.
Foto: privat

Der 76-Jährige hat bei der Suche nach Kitzen bereits 2019 auf den Einsatz einer Drohne mit Wärmebildkamera gesetzt und, mit Hilfe einer Handvoll Freiwilliger, der Unterstützung der Jagdgenossenschaft, des Hegering Witzwort und der Gemeinde Witzwort, diese auch angeschafft. Das Jagdrevier in Witzwort umfasst 2.520 Hektar, davon werden gut ein Drittel gemäht. Im Sommer 2020 konnten 24 Rehkitze und im darauffolgenden Jahr 26 Rehkitze vor dem sicheren Tod gerettet werden.

„Wir haben dann aber doch gemerkt, dass der Unterhalt und die Versicherung der Drohne sehr kostenintensiv sind und so haben wir im November 2021 einen gemeinnützigen Förderverein gegründet, damit wir unsere ehrenamtliche Arbeit auch sicher fortsetzen können“, sagt Wieck als Vorsitzender. Gut 47 Mitglieder zählt der Förderverein Wildtierrettung derzeit, alles Menschen, die das Gleiche wollen: Kitze retten.

Verein rettet vergangenen Sommer 21 Kitze

Frühmorgens, noch vor Sonnenaufgang, beginnt die Suche nach den Kitzen. „Wenn alles gut läuft, dann sagen uns die Landwirte 24 Stunden vorher Bescheid, bevor sie mit dem Mähen beginnen“, sagt Petra Sachau-Schülke (54). Sie hat neben vier weiteren Vereinsmitgliedern den Pilotenschein für die Drohne gemacht. Ihnen zur Seite steht bei der Suche nach den Kitzen ein Beobachter, der den Bildschirm im Blick haben muss und vier Personen, auch Läufer genannt, die die Kitze bergen. Sie tragen Handschuhe, legen das Kitz vorsichtig in einen Korb und bringen es an den Feldrand.

wildtier im korb

Die Wildtierretter legen das Kitz in einen Korb. Foto: Privat

Dort wird das Kitz unter dem Korb ins Gras gelegt und nochmals mit Gras bedeckt. „Wir geben dem Landwirt dann Bescheid, wo die Kitze liegen und er möglichst dort anfängt zu mähen, denn sobald das Feld in der Nähe des Kitzes freigemäht ist, entfernen wir den Korb. Das Muttertier wartet meist in der Nähe“, erklärt die Schriftführerin des Vereins. Im vergangenen Sommer retteten die fliegenden Wildtierretter 21 Kitze.

bs

 

 

 

Läufer zum Bergen der Kitze gesucht
Wer Lust hat, noch vor Sonnenaufgang die Natur zu erleben, der ist herzlich eingeladen, die freiwilligen Helferinnen und Helfern bei ihrer Suche zu unterstützen. Wer nicht mehr über die Wiesen laufen möchte, der kann den Verein auch passiv mit seiner Mitgliedschaft und einer Spende unterstützen.
Förderverein Wildtierrettung e.V., IBAN: DE 65 2176 2550 0004 9155 26