Allgemein: Kristinas TagVon Ute Gieseler15.09.2021, 16.11 Uhr Familie und Freude veranstalteten eine Traumhochzeit Tönning. Was alles Familie und Freunde bewirken können, wenn sie zusammenhalten, das hat sich eindrücklich am Hochzeitstag von Kristina und Patrick („Paddy“) Peters aus Ginsheim-Gustavsburg (Hessen) gezeigt, die in der Tönninger St. Laurentius-Kirche getraut wurden. Denn die Planung dieser Hochzeit wurde innerhalb von vier Wochen „aus dem Boden gestampft“ und zwar ohne Wissen der Braut. Die Trauung sollte eine Überraschung sein, eine Verwirklichung des Traums der Braut. Kristina und Patrick Peters. Verheiratet sind Kristina (38) und Paddy (35) schon seit sechs Jahren. Gemeinsam mit ihrer siebenjährigen Tochter leben sie in Hessen. Eine kirchliche Hochzeit sollte nachgeholt werden, doch dazu kam es nie. Und dann kam Kristinas Krankheit. Krebs. Tapfer kämpfte sie dagegen an, ließ Therapien über sich ergehen und verlor nie den Mut. Doch die niederschmetternde Diagnose folgte in diesem Sommer: Die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun, aufgrund eines Gendefektes wurde der Krebs übermächtig und gewann den Kampf. Unheilbar. Austherapiert. Kristina wird sterben. Wie viel Zeit ihr noch bleibt, kann niemand vorhersagen. Nicht nur Kristina und Paddy zog es den Boden unter den Füßen weg, auch der gesamten Familie, die überwiegend in Tönning lebt. Kristina, die immer ein positiver, aufgeweckter und fröhlicher Mensch war und Paddy, immer an ihrer Seite und ihr Rückhalt gebend, wollten die verbliebene Zeit gut nutzen. Sie unternahmen viel um vom Alltag Abstand gewinnen zu können, unter anderem sind sie viel Motorrad gefahren, das ist immer Kristinas Leidenschaft gewesen. Selbst fahren kann sie aufgrund ihrer Diagnose allerdings nicht mehr. Schon im Vorfeld wusste die Tönninger Familie von Kristinas Wunsch, in der Tönninger Kirche zu heiraten zu wollen. „Nun wurden wir aktiv“, so Sabine Peters, die Mutter von Paddy. „Laut der Ärzte hatten wir nur begrenzte Zeit, also musste innerhalb von vier Wochen eine kirchliche Trauung organisiert werden und das alles ohne Kristinas Wissen, denn wir wollten diesen Tag zu etwas ganz Besonderem machen.“ Sabine Peters involvierte sämtliche Familienangehörige und Freunde und diese organisierten einfach alles, was zu einer Trauung gehört. „Angefangen beim Schmücken der Kirche und der Gaststätte, die Auswahl und Besorgung des Kleides, die Hochzeitstorte, das Brautauto, jeder war mit so viel Freude an seiner Aufgabe. Nicht zuletzt brauchten wir ja auch noch einen Fotografen. Für diese Aufgabe hätten wir uns keinen Besseren als Mobby Gehring aus St. Peter-Ording wünschen können“, so Sabine Peters. Gleichzeitig lief ein Aufruf bei „facebook“, denn Kristina und Paddy sollten auf das Dröhnen schwerer Maschinen bei ihrer Trauung nicht verzichten. „Die Resonanz war überwältigend“, erzählt Sabine Peters und die Planungen liefen allesamt gut. Familienfoto mit Brautpaar mittendrin Am Hochzeitstag wurde dann auch endlich die Braut eingeweiht, die aus allen Wolken fiel. Mit Freunden und Familie ging es in die St. Laurentius-Kirche. Pastor Alexander Böhm und Kirchenmusiker Christian Hoffmann bescherten dem Brautpaar eine wunderschöne Trauung, emotional und anrührend. Nach der Trauung war dann die Überraschung groß. Der Marktplatz war voller Menschen, Luftballons flogen in die Luft und wohl an die 100 Biker, die teilweise eine weite Anreise in Kauf genommen hatten, ließen die Motoren ihrer schweren Maschinen dröhnen. Für das Brautpaar und die Gäste war das ein Moment puren Glücks und Tränen flossen. Polizist Bernd Busch, der im Streifenwagen vorfuhr, führte dann den Korso an, der sich hupend und mit aufheulenden Motoren auf den Weg zur Gaststätte machte, natürlich über Umwege, denn das Brautpaar und vor allem die Braut, sollten das so richtig genießen können. Die Braut nahm auf dem Soziussitz eines Bikes Platz, der Bräutigam bestieg ein Trike (Dreirädiges Motorrad). Dann ging es über Olversum, das Eidersperrwerk, Welt und Garding nach Tetenbüll. Dort war die Feuerwehr involviert, auf dem Platz vor dem Gerätehaus wurden die Biker mit Kaffee, Brötchen und Frikadellen versorgt. Mittendrin das Brautpaar bei Gesprächen mit den Bikern und der Familie. Das Leuchten in den Augen der Braut überstrahlte an diesem Tag alles. „An ihre Krankheit hat Kristina an diesem Tag nicht gedacht“, so die Schwiegermutter Sabine Peters. Dieser Tag wird für alle Anwesenden und Beteiligten unvergesslich bleiben, mit Erinnerungen, die ebenfalls bleiben werden, egal, wie lang ein Leben sein wird. Es war ein gefühlvoller und rührender Tag mit atemberaubenden Szenen und vielen Gänsehaut-Momenten. In der heutigen Zeit, die schnelllebig ist und in der manche nur an sich denken und nicht andere, ist es ein Beweis dafür, dass Menschlichkeit und Empathie nicht verlorengegangen sind. Und dass Familie und Freunde viel bewirken können, wenn sie zusammenhalten. Dieser unvergessliche Tag von Kristina und Paddy zeigt auch, dass man das Leben feiern soll, weil es kostbar ist und endlich. Und dass jeder Tag zählt. Text: Ute Gieseler; Foto: Mobby Gehring