Tönning. Am 1. Mai 1982 gab es für den Tönninger Günther Korsilack gleich zwei Gründe zum Feiern. Sein Sohn Niels wurde geboren und gleichzeitig eröffnete er das Restaurant „Hafenblick“ am Tönninger Hafen. 40 Jahre ist das nun schon her und das Café und Restaurant „Hafenblick“ und ist weiterhin im Familienbesitz. Tochter Nina Jaber (42) leitet inzwischen seit 2005 das Café/Restaurant, das für seine gute Küche, die leckeren Torten, aber auch für das hausgemachte Eis bekannt ist. Ältere Tönninger wissen, was gemeint ist, wenn von dem „guten Ove-Hans-Eis“ die Rede ist. Als Ove Hans nach dem zweiten Weltkrieg als Spätheimkehrer aus russischer Gefangenschaft nach Tönning zurückkehrte, führten seine Eltern die Gastwirtschaft/Fischerkneipe „Zum Goldenen Anker“. Schon seine Mutter bereitete zu besonderen Gelegenheiten Eis für die Gäste her. Ove Hans führte dieses fort und richtete in dem Gebäude ein kleines Eiscafé ein. Aus Sahne und Naturprodukten wie Bananen oder Erdbeeren wurden die ersten Eiskreationen hergestellt. Später gab die Familie den „Goldenen Anker“ auf, Eisproduktion und -verkauf blieben jedoch. Verkauft wurde das „Ove-Hans-Eis“ auf Jahrmärkten von verschiedenen Kiosken aus, im Waldpavillion im Tönninger Stadtwald und auch mobil vom Verkaufswagen aus. „Zunächst waren mir mit einem Goggo unterwegs, dann ein VW-Käfer“, erinnern sich die vier Töchter von Ove Hans, Antje, Martje, Ute und Wiebke, die ihren Vater oft begleiteten, wenn er mit seinem Fahrzeug unterwegs war um Eis zu verkaufen. Eine Hand am Lenkrad, die andere schwang aus dem offenen Seitenfenster eine Glocke, damit jeder wusste: Der Eiswagen von Ove Hans kommt!

Ove Hans in der Eisbude auf dem Tönninger Jahrmarkt.

Ove Hans in der Eisbude auf dem Tönninger Jahrmarkt.

Ein Café in der Tönninger Westerstraße folgte, bevor die Familie Hans ihrem Traum folgte, wieder am Tönninger Hafen zu wohnen und zu arbeiten. Im Haus Lexow (heute ein Hotel) fand die Familie Hans eine Heimat, vermietete Ferienwohnungen und verkaufte auch weiterhin Eis. Ove Hans verstarb mit 58 Jahren. Tochter Antje erwarb mit ihrem Ehemann Günther Korsilack das Nachbarhaus. Dort sollten Eisproduktion und Verkauf fortgeführt werden. Doch die Eröffnung am 1. Mai 1982 musste Günther Korsilack allein schaffen. Seine Ehefrau Antje, die eigentlich nachkommen und die Gäste mit Kuchen bewirten sollte, musste ungeplant und einige Wochen zu früh ins Krankenhaus. Sohn Niels hatte es eilig. Antje Korsilack unterrichtete ihren Ehemann nicht davon. Das machte dann die Hebamme. Mitten hinein in die Eröffnung platzte ihr Anruf. Sie gratulierte Günther Korsilack zur Geschäftseröffnung und fragte spitzbübisch, ob es denn auch einen Lieferservice geben würde, denn seine Frau und sein Sohn hätten Appetit auf Eis.

Günther Korsilack bei der Eisherstellung.

Günther Korsilack bei der Eisherstellung.

Im ersten Jahr des Hafenblicks wurde lediglich eine Außenterrasse und Sitzplätzen betrieben. Es gab das hausgemachte Eis, Blechkuchen und Heiß- und Kaltgetränke. „Das lief so gut, dass wir uns entschlossen, ein Jahr später die Innenräume, die vorher Ferienwohnungen waren, dazu zu nehmen und ein richtiges Restaurant zu eröffnen“, erinnert sich Antje Korsilack. Es folgten erfolgreiche Jahre für das „Hafenblick“. Die gute Küche und das hausgemachte Eis sowie die ebenfalls hausgemachten Torten und Kuchen überzeugten Einheimische und Touristen gleichermaßen und so ist es bis heute auch geblieben. Als Günther Korsilack erkrankte, übernahm Tochter Nina. Dafür absolvierte die gelernte Bankkauffrau eine Umschulung zur Hotelfachfrau. Ihr Ehemann Mohamad Jaber (44), schon früher für ihren Vater tätig, übernahm die Eisproduktion, seine Brüder Ahmed und Ali Jaber sind in der Küche tätig. Auch die drei gemeinsamen Kinder von Nina und Mohamad Jaber helfen im Hafenblick aus. „Die Speisekarte unterliegt ständigen Veränderungen“, so Nina Jaber und ergänzt, dass auf frische regionale und saisonale Produkte besonders Wert gelegt wird. In der Saison sind besonders Fisch- und Krabbengerichte beliebt.

Die Außenansicht des Hafenblicks.

Die Außenansicht des Hafenblicks.

So finden hungrige Gäste auf der Karte unter anderem Pannfisch, Kutterscholle und Wildlachs, aber auch Eiderstedter Spezialitäten, wie zum Beispiel Fliederbeersuppe oder Tönninger Krabbensuppe. Auch Flammkuchen, Ofenkartoffeln oder Bauernfrühstück fehlen nicht. „Die hausgebackenen Kuchen und Torten bereiten wir täglich wechselnd in großer Auswahl zu“, berichtet Nina Jaber. Dazu gehören unter anderem die beliebte Friesentorte, Trümmertorte, Schwarzwälder Kirschtorte, Schokoladensahnetorte, Käsesahnetorte und viele mehr. Auch saisonale Blechkuchen mit Erdbeeren, Rhabarber oder Pflaumen gehören zum süßen Angebot im Hafenblick. Frisch gebackene Crepes, Waffeln und Bubblewaffeln sowie Riesen-Windbeutel runden das Angebot ab. Kaffee und Tee werden stets frisch aufgebrüht, ebenso Spezialitäten wie Café Crema, Espresso, Cappuccino und Latte macchiato. Mit oder ohne Schuss oder auch mit aufgepeppt mit Sirup. Bei diesen Köstlichkeiten, verbunden mit dem traumhaften Blick auf den Tönninger Hafen, bleibt kein Wunsch offen. Das ist Genuss für Gaumen, Augen und Seele. Und wer es lieber kalt mag, kann aus einer großen Auswahl von Kaltgetränken auswählen, sich einen klassischen Eiskaffee oder die moderne Variante Iced Latte Variante gönnen. Lose Teespezialitäten werden mit Stövchen serviert. Auch verschiedene Schokoladenvariationen findet der Gast auf der Karte. Und natürlich stets das leckere Eis, mit dem vor vielen Jahren alles begann. In vierter Generation wird es nun hergestellt. Die klassischen Sorten wie Erdbeere, Banane, Vanille und Schokolade werden noch nach dem alten Familienrezept produziert. Eine geheime Rezeptur sorgt für das unvergleichliche Aroma. „Das wird natürlich nicht verraten“, schmunzelt Nina Jaber. Aber auch die neueren und ausgefalleneren Sorten gehören zum täglich wechselnden Sortiment wie zum Beispiel Cookies, verschiedene Joghurteissorten, Buttermilch, Zitronenkeks, schwarze Vanille (gern auch Hafenschlick genannt), Carapino, Don Vito, Quark- Ingwer oder veganes Zartbitterschokoladeneis.

Mit Amina Jaber steht bereits die 5. Generation im Hafenblick bereit.

Mit Amina Jaber steht bereits die 5. Generation im Hafenblick bereit.

Alle Eissorten werden in Kugeln serviert, entweder in verschiedenen Eisbechervariationen im Shake oder zum Mitnehmen. Das Café/Restaurant Hafenblick verfügt im Innenraum über circa 55 Sitzplätze und im Außenbereich noch einmal die gleiche Anzahl. Vier Kellnerinnen, zwei Spüler und in der Hochsaison zusätzlich Schüler unterstützen Nina und Mohamad Jaber sowie die beiden Köche im laufenden Betrieb. Unverzichtbar und stets zur Stelle, wenn viel los ist im Hafenblick, ist auch Ninas Tante Angela Mölck, die das Hafenblick von der ersten Stunde an kennt und der gesamten Familie stets zur Seite steht. Nina Jaber kann sich ein Leben ohne das Hafenblick nicht vorstellen. Das Café und Restaurant im Sinne der Familientradition zu führen, bereitet ihr und ihrer Familie viel Freude. „Der Umgang mit den Gästen macht mir sehr viel Spaß. Unsere ganze Familie war immer sehr wasser- und hafenaffin. „Es ist einfach ein Traum, diese Tradition am Tönninger Hafen fortführen zu können“, gesteht sie und ergänzt: „Schon als Kind und Jugendliche und auch später in meiner Zeit als Bankkauffrau wusste ich immer, dass ich nur am Tönninger Hafen so richtig glücklich bin.“ Text/Fotos: ug

Kontakt: Café & Restaurant Hafenblick
Am Hafen 38
25832 Tönning
Telefon: 04861-1533
E-Mail: cafe@hafenblick.de
www.cafehafenblick.de