„Nicht lange reden, einfach machen“, das ist einer der Grundsätze von Malermeister Jürgen Rehm aus Rantrum. Typisch Handwerker, die zur Sache kommen wollen. Für all die vielen Aufträge, die es aktuell gibt, braucht er eifrige Mitarbeiter. Doch die zu finden ist gar nicht so leicht. „Wir brauchen dringend Nachwuchs auf dem Bau“, sagt er und spricht als neuer Obermeister der Malerinnung Nordfriesland-Süd damit auch seinen Kollegen aus dem Herzen.

Jürgen Rehm hat einen Weg gefunden, den er auch anderen als gutes Beispiel nur empfehlen kann. Er schaut schon seit je her nicht auf die Nationalität seiner Mitarbeiter. „Hauptsache, sie packen mit an.“ Aktuell hat er zwei Flüchtlinge in seinem Team. Farhan Khalaf Abbas (26) ist Iraker, hatte in seiner Heimat Biologie studiert und war 2010 vor dem Krieg nach Deutschland geflüchtet. Er arbeitet jetzt als Malerhelfer in dem Rantrumer Betrieb und möchte sich weiter entwickeln zum Gesellen. Sajad Aslami (17) ist Afghane und wurde von den Taliban verfolgt, ist jetzt als Praktikant ins Team aufgenommen worden.

Es sind nicht nur die persönlichen Schicksale, die Jürgen Rehm zu denken geben, es ist vor allem die Tatsache, dass beide gerne arbeiten wollen und, wie alle Handwerker, stolz auf das Geleistete sind. Da sieht er keine Unterschiede zu allen anderen in seiner Mannschaft, in die Farhan und Sajad sich schnell eingelebt haben. Was anfangs nicht auf Deutsch erklärt werden konnte, wurde halt mit Gestik wettgemacht. Da kommt wieder der Grundsatz des Chefs zum Tragen, nicht lange zu reden, sondern die Arbeit anzupacken. Die Flüchtlinge waren unter anderem bei Renovierungsarbeiten in Krankenhäusern und Kindertagesstätten in Hamburg eingesetzt.

Jürgen Rehm erinnert daran, wie ihm und seinem Team schon früher die Integration von Ausländern gelungen ist. Da war der Kasache ohne Schulabschluss, dem er erst einen Praktikums-, dann einen Ausbildungsplatz angeboten hatte und der seine Lehre als Innungsbester abschloss. „Inzwischen hat er sich selbstständig gemacht und arbeitet in Nürnberg“, erzählt der Meister – und man sieht ihm die Genugtuung an, den richtigen Riecher für patente junge Leute zu haben. Erwähnenswert ist sicher noch, dass das Gespräch mit Farhan und Sajad in flüssigem Deutsch ablief. Die beiden wiederlegen also auch das gängige Vorurteil, dass Flüchtlinge eh nicht so recht die Sprache des Aufnahmelandes erwerben wollen. Und auch zu seiner Arbeit hat Farhan eine überzeugende Haltung: „Ich arbeite, ich zahle Steuern, da möchte ich auch die Anerkennung, hier auf Dauer arbeiten zu dürfen.“

Der Kreis Nordfriesland und die Wirtschaftsförderung Nordfriesland (WFG NF) kümmern sich in enger Kooperation mit Kammern und Kreishandwerkerschaften um die Integration von ausländischen Arbeitskräften. Ansprechpartner für interessierte Betriebe beim Kreis ist Lars Treptow, Telefon 04841 67-159. Die WFG NF hat für den Erfahrungsaustausch zum Thema Fachkräfte einen Arbeitskreis für die Unternehmen an der Westküste eingerichtet, der sich am 23. März wieder trifft. Ansprechpartnerin ist Dagmar Jensen, d.jensen@wfg-nf.de.