Die Rödemisser Umgehungsstraße wird voraussichtlich noch in diesem Jahr instandgesetzt und Anfang 2019 für den Verkehr freigegeben werden. Der Kreis Nordfriesland und die beteiligten Bauunternehmen haben sich auf das Sanierungskonzept und die Aufteilung der Kosten geeinigt.

Nach einem Jahr Bauzeit war die neue Ortsumgehungsstraße für den Husumer Stadtteil Rödemis am 20. November 2013 für den Verkehr freigegeben worden. Sie bindet gleichzeitig das Gewerbegebiet »Außenhafen« an die Bundesstraße 5 an. Die Straße ist für 40 Tonnen schwere Fahrzeuge ausgelegt, 1.040 Meter lang und 7,50 Meter breit; zusätzlich wurde an jeder Seite eine 1,50 Meter breite Bankette angelegt. Die Baukosten betrugen rund 4,2 Millionen Euro, die zu 85 Prozent vom Land und zu 15 Prozent von der Stadt Husum getragen wurden. Der Kreis Nordfriesland selbst beteiligte sich durch die Bauleitung sowie die dauerhafte Übernahme der Straßenbaulast für die Straße und für weitere zehn Kilometer, die bisher Landesstraßen waren.

Der bis in vier Meter Tiefe moorig-torfige Untergrund stellte die planenden und bauausführenden Unternehmen vor besondere Herausforderungen. Der Untergrund wurde mit knapp 2.000 Betonsäulen in einem Abstand von jeweils zwei Metern stabilisiert. Darauf wurden ein Vlies und ein Geflecht von Geozellen aus Kunststoff sowie zum Schluss Sand, Kies und die Straßenoberfläche aufgebracht.

In dieser Bautechnik wurde die halbe Strecke ausgeführt. In der zweiten Hälfte wurde dem Untergrund mit Saugpumpen das Wasser entzogen. Die Oberfläche sackte daraufhin um rund 1,50 Meter ab und war nun so verdichtet, dass sie sich auch ohne Betonpfähle als Untergrund eignete.

Doch am 29. April 2015 musste die neue Straße für den Verkehr gesperrt werden. Bereits im August 2014 war die Höchstgeschwindigkeit zunächst auf 70, später auf 50 und schließlich sogar auf 30 Stundenkilometer heruntergesetzt worden. Der Grund: Ein Jahr nach der Fertigstellung begann die Fahrbahn, auf der Hälfte der Strecke wellenförmig abzusacken. Nach sechs Monaten hatten die »Wellentäler« eine solche Tiefe erreicht, dass die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet war. Bald stand fest, dass das Problem durch einen Gründungsfehler verursacht worden war.

»Fehler können überall passieren – selbst bei so erfahrenen und bewährten Unternehmen wie denen, die wir hier beauftragt hatten«, erklärt der nordfriesische Landrat Dieter Harrsen. »Nur fallen die meisten Fehler kaum auf und ziehen keine großen Folgekosten nach sich – was man von diesem Fall leider nicht sagen kann.« Der Fehler lag in einer technisch sehr anspruchsvollen Berechnung, die nur hochspezialisierte Fachleute verstehen und prüfen können. Obwohl die Berechnungen mehreren Fachleuten vorlagen, hatte keiner den Fehler entdeckt.

Im letzten Jahr stellte sich heraus, dass auch die andere Hälfte der Fahrbahn einige Zentimeter tiefer abgesackt ist als erwartet, so dass eine neue Deckschicht erforderlich wird.

Die derzeitige Kostenschätzung der Unternehmen für die Reparatur beläuft sich auf ca. 2,1 Millionen Euro netto, davon rd. 1,7 Millionen für den Abschnitt in Säulenbauweise. Geplant ist, auf der Hälfte der Strecke, die auf Säulen ruht, stabile Stahlbetonplatten einzusetzen und die komplette, rund einen Kilometer lange Strecke anschließend mit einer neuen Asphaltdecke zu versehen.

Den Löwenanteil der Kosten wird der Versicherer der Baufirmen übernehmen. In Schadenfällen wie diesem wird bei gerichtlichen Auseinandersetzungen allerdings immer wieder eingewandt, dass auch der Auftraggeber, hier also der Kreis, einen sogenannten Sowieso-Kostenanteil übernehmen muss, der sich daran orientiert, wie teuer die Baumaßnahme geworden wäre, wenn von vornherein ein geeignetes Bauverfahren zum Zuge gekommen wäre.

»Eine gerichtliche Auseinandersetzung hätte sehr lange gedauert und der Kreis wäre voraussichtlich verpflichtet worden, sich mit einem gewissen Anteil an den Kosten der Reparatur zu beteiligen. Um Zeit und Geld zu sparen, haben wir deshalb versucht, uns mit den Firmen und ihrer Versicherung außergerichtlich zu einigen«, berichtet Landrat Harrsen.

Die Verhandlungen über die technischen Einzelheiten der Reparatur und die Aufteilung der Kosten dauerten fast drei Jahre. »Ein schnelleres Ergebnis wäre uns allen deutlich lieber gewesen, war aber leider nicht zu erreichen. Allerdings hätte ein Gerichtsverfahren mit Sicherheit wesentlich länger gedauert und erhebliche weitere Kosten ausgelöst«, betont Dieter Harrsen.

Zu den Reparaturkosten für den auf Säulen ruhenden Streckenabschnitt wird der Kreis rund 200.000 Euro beisteuern. Der Höhenausgleich der anderen Hälfte der Straße wird im Rahmen der Mängelgewährleistung vollständig von den Unternehmen finanziert. Sie wollen baldmöglichst mit den Arbeiten beginnen.

Deshalb besteht berechtigte Hoffnung, die Straße in weniger als zwölf Monaten wieder freigeben zu können. »Das freut mich insbesondere für die Rödemisser Bevölkerung, die arg unter dem hohen Verkehrsaufkommen zwischen B5 und Außenhafen leiden musste«, erklärt Verwaltungschef Harrsen. »Aber auch die betroffenen Unternehmen können aufatmen, weil der zeitraubende Umweg durch Rödemis für ihre LKW nun bald wieder überflüssig wird.«

Quelle: Kreis Nordfriesland