St. Peter-Ording.

Wenn „Din Djarin“ am Strand von St. Peter-Ording auftaucht, dann erregt das Aufsehen. Schon während sich Andreas Groth auf dem Parkplatz die Verkleidung des mächtigen Kopfgeldjägers anlegt, halten die ersten Spaziergänger bewundernd an. Obwohl ein eisiger Wind weht, die Sonne jederzeit verschwinden könnte und es echt kalt ist, lässt es sich der 48-Jährige nicht nehmen, in aller Ruhe die Fragen der Passanten zu beantworten. Erste Selfies werden gemacht. Das grüne Kind Grogu wird noch einmal zurecht gerückt in der Tasche und schon kann das Abenteuer beginnen. Ein Spaziergang zu den Pfahlbauten.

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Din Djarin am Strand von SPO. Foto: Bärbel Sommer

„Normalerweise ist meine Frau Astrid Groth als Prinzessin Leia verkleidet, wir treten gern als Paar auf, aber das war ihr heute echt zu kalt.“ Den Kopfgeldjäger stört das nicht. Sein Kostüm ist dem Original so ähnlich, die Leute denken, da kommt Din Djarin leibhaftig. Mit seinem Aufzug zaubert es den Vorbeiziehenden ein Lächeln ins Gesicht. Und die echten Star-Wars- Fans scheuen sich nicht, ihn anzusprechen. Dann erklärt er nur zu gern, wie er und seine Familie zu Cosplayern, übersetzt Kostümspielern, wurden. „Es war unser Sohn, der dieses Hobby für sich entdeckte. Eine Art Fanpraxis der Mangas aus Japan. Damals wohnten wir noch in Bremen“, sagt der Mandalorianer. Die Familie hatte jahrelang Urlaub gemacht in St. Peter-Ording, vor dreieinhalb Jahren sind sie ganz in den Norden gezogen. Andreas Groth gründete sein erstes eigenes Unternehmen, Groth-Fugentechnik, sein 22-jähriger Sohn ist mit eingestiegen und Astrid Groth arbeitet als Hauswirtschafterin in der Hamm-Klinik. Eine ganz normale Familie, die sich regelmäßig in Stars verwandelt. Bei den Conventions treffen sie auf Gleichgesinnte, die in verschiedene Rollen schlüpfen. Waren es ursprünglich nur Mangas auf solchen Treffen, so sind jetzt zum Beispiel die Schöne und das Biest dabei, Anna und Elsa oder auch Superman und Hulk.

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Das Ehepaar Groth in ihren „Rollen“ als Prinzessin Leia und Mandalorianer Din Djarin. Foto: privat

Bei den Conventions, deren Termine unter den Cosplayern in den sozialen Medien bekannt gegeben werden, kommen schon mal mit Zuschauern 40.000 Menschen zusammen. „Das Wichtigste ist die Authentizität, ein Kostüm sollte möglichst originalgetreu gefertigt sein und auch die Persönlichkeit sollte zum gewählten Outfit passen“, so Groth. Er wollte sich ursprünglich in Luke Skywalker verwandeln, fühlte sich mit diesem Charakter jedoch unwohl. „Mit Din Djarin bin ich eins, sobald ich seine Uniform komplett angelegt und den Helm aufgesetzt habe“, erklärt der bekennende Star-Wars-Fan. Damit auch das Kostüm überzeugt, wurden die Teile in einem 3D-Drucker in Xanten bei Düsseldorf gefertigt. „Die Druck-Dateien gibt´s im Internet, die kann man käuflich erwerben“, sagt Groth. Faszinierend, wie zwei bis drei Kilo fein lackiertes Plastik aus einem treu sorgenden Familienvater und soliden Handwerker einen Kinoheld machen. Die Menschen am Strand von St. Peter-Ording haben es ihm abgenommen, er hat sie für einen Moment glücklich gemacht. Die vielen Selfies werden sicherlich noch mehr Menschen staunen lassen. Kommt ja nicht jeden Tag vor, dass ein Kopfgeldjäger an der Nordsee spazieren geht.

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Andreas und Astrid Groth. Foto: privat

Astrid und Andreas Groth sind bei Instagram als @ahsoka_nf und @mando_nf aktiv.