St. Peter-Ording.

Es war nicht seine Absicht, sich ehrenamtlich in St. Peter-Ording zu engagieren. Im Gegenteil, Professor Dr. Melvyn Little war Zeit seines Lebens beruflich dermaßen eingespannt, dass er die Zeit, die er in St. Peter-Ording verbrachte, wo er regelmäßig mit seiner Familie  bei Verwandten Urlaub machte, als reinen Urlaub genoss. „Mit dem Eintritt ins Rentenalter haben meine Frau und ich entschieden, dass wir hier oben an der Nordsee für immer wohnen möchten“, erklärt der 78-Jährige.

Er kam bereits 1970 als Nachwuchswissenschaftler von Manchester nach Wilhelmshaven zum Max-Planck-Institut. Sein bevorzugtes Forschungsgebiet: die Zellbiologie. Dort lernte er auf einem Faschingsfest seine Frau kennen, die als Mineralogin im Senckenberg-Institut arbeitete. “Wir haben 1973 geheiratet. Unsere Tochter wurde mit dem Down-Syndrom geboren. Da war klar, dass einer von uns beiden etwas kürzer treten muss im Job und das war meine Frau. Ein paar Jahre später sind wir nach Heidelberg gezogen, wo ich beim Deutschen Krebsforschungsinstitut geforscht habe und wo unser Sohn zur Welt kam“, verrät Little. Er untersuchte zuerst Zellkomponente, die für die Zellteilung gebraucht werden, da Krebskrankheiten durch die unkontrollierte Zellteilung entstehen. Auf diesem Gebiet hat er sich an der Universität Heidelberg im Jahr 1986 habilitiert.

Melvyn Little gründete Unternehmen für Krebs-Medikamente

Danach wechselte er sein Arbeitsgebiet und leitete die Arbeitsgruppe „Rekombinante Antikörper“. Der Grund dafür war die Entwicklung gentechnologischer Methoden in den 1980-Jahren, die neue Ansätze für die Behandlung von Krebs ermöglichte. „Wir wollten Medikamente gegen verschiedene Krebskrankheiten auf der Basis von vollkommen humanen Antikörpern entwickeln“, erklärt der Professor. Um die Finanzierung der klinischen Entwicklung voranzutreiben, gründete er im Jahr 2000 sein eigenes Unternehmen, die Affimed Therapeutics AG. Es kam aber erst im Jahr 2007 genug Kapital aus einem Konsortium von Investoren zusammen, um eine ausreichende Produktion von den Antikörper-Medikamenten für klinische Studien zu ermöglichen. Am 30. Januar 2015 wurde die Firma zum börsennotierten Nasdaq-Unternehmen.

Melvyn Little engagiert sich im Ü60-Beirat

Mittlerweile lebt seine Frau seit 16 Jahren und er seit elf Jahren an der Nordseeküste. Mit dem Ruhestand kam die Liebe zum Golfspiel und mit den neuen Kontakten bekam Little Lust, etwas für den schönen Ort zu tun, in dem er jetzt zu Hause ist und engagiert sich als Pressesprecher für den 2020 gegründeten Ü60-Beirat. „Wir vertreten die Interessen und Anliegen der Ü60-Jährigen. Wir stehen unter anderem ein für den Erhalt des dörflichen Charakters von St. Peter-Ording“, verrät Little. Jeden Mittwoch von 11 bis 12 Uhr können interessierte Bürgerinnen und Bürger im Gemeindehaus zur Sprechstunde des Ü60 Beirat kommen. Außerdem organisiert der Beirat verschiedene Vortragsveranstaltungen. „Wir engagieren uns für die Verbesserung der Lebensqualität für Senioren vor Ort. Beim nächsten Vortrag am 9. Mai geht es um die Patientenverfügung“, verrät Barbara Kirchner, die Vorsitzende des Ü60-Beirats. Beisitzerin Gerda Pappert ergänzt: „Wir würden uns natürlich freuen, wenn möglichst viele Interessierte im Gemeindehaus vorbeischauen würden.“

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Der Ü60-Beirat setzt sich ein für die Verbesserung der Lebensqualität der Senioren vor Ort (von links): Vorsitzende Barbara Kirchner, Pressesprecher Professor Dr. Melvyn Little und Beisitzerin Gerda Pappert. Foto: Bärbel Sommer

Als seine Frau, Dr. Sibylle Little-Gadow, und er nach St. Peter-Ording zogen, wollten sie ihre Tochter natürlich in ihrer Nähe wissen. „Wir haben uns viele Einrichtungen angeschaut, haben uns dann für „Stiftung Mensch“ in Meldorf entschieden“, erklärt das Ehepaar. Sie haben daher das Projekt „Wohnhaus für Behinderte“ gemeinsam mit „Stiftung Mensch“ ins Leben gerufen. Ein Grundstück in Meldorf wurde bereits gefunden, Baupläne erstellt und genehmigt. Im Frühjahr 2024 soll Baubeginn sein. „Unsere Tochter wird immer Hilfe brauchen und es beruhigt uns, sie gut versorgt zu wissen, wenn wir uns einmal nicht mehr um sie kümmern können“, freut sich das Ehepaar. „Wir fühlen uns wohl an der Nordsee und unsere Tochter ebenso.“

Bärbel Sommer