Koldenbüttel.

Koldenbüttel. Die Sielzüge sind es, die Eiderstedt für den Angler so spannend machen. „Insgesamt gibt es auf Eiderstedt 92 Sielzüge mit einer Länge von 2.500 Kilometern und 450 davon sind angelbar, dort gibt Aale, Hechte und Karpfen zu fangen“, verrät Jörg Ovens (60). Die Mitglieder der Vereine, die dem Kreisanglerverband angehören, dürfen dort angeln und die auswärtigen Angler können sich einen Erlaubnisschein ausstellen lassen. Und wer lieber Plattfische angelt, der ist in St. Peter-Ording genau richtig. „Der Strandseglerstrand ist bei auflaufendem Wasser ein guter Tipp für Scholle & Co.“, so Ovens. Egal, ob Aal, Barsch, Makrele oder Forelle – Ovens bezeichnet seine nordfriesische Heimat als wahres Angel-Eldorado: „Hier steht doch in fast jedem Haus eine Angel hinter der Tür.“

Aufgewachsen ist er in der Südermarsch, an der nördlichen Grenze zu Eiderstedt, und dort sitzt er immer noch gern an der Wehle das „Weiße Knie“. Dieses kreisrunde Gewässer ist bei der großen Manndränke im Jahr 1362 entstanden, als dort der Deich brach, es ist etwa einen Hektar groß und sieben Meter tief. Und während Ovens am Ufer sitzt hört er das Rascheln des Schilfs, in dem die Frösche leise vor sich hin quaken. Er sieht dem Haubentaucher zu, der seine Bahnen zieht und immer wieder abtaucht auf der Suche nach Nahrung. Ein paar Enten scheinen in Streit geraten zu sein und ein Schwan schaut majestätisch auf die lärmenden Vögel herab. „Diese Momente sind einfach magisch, Angeln ist Philosophie, und das erlebt man nur in der freien Natur“, verrät Ovens. Dabei lässt er seine Angeln nicht aus dem Blick, denn es könnte ja sein, dass jeden Moment ein dicker Fisch anbeißt.

Vor 30 Jahren schmiss Jörg Ovens seinen Job

„Als Kinder durften wir nicht an die Wehlen zum Angeln, das war zu gefährlich, aber ich durfte als Neunjähriger schon an den Gräben angeln und als die Polizei mich einmal beim „Schwarzangeln“ erwischte und mich zu meinem Vater nach Hause brachte, da fragte dieser die Polizisten nur, ob sie nichts Besseres zu tun hätten.“ Und weil Angeln einfach sein Leben ist, schmiss er vor über 30 Jahren seinen Job im öffentlichen Dienst und eröffnete ein Angelgeschäft in Husum. Die Profis kennen den Anglertreff, dort gibt es gute Tipps vom Fachmann. „Man muss nicht mit dem teuersten Gerät zum Angeln gehen, aber man muss wissen, wie die Fische ticken und wenn man einen großen Fisch fangen will, dann muss man den Köder ruhig halten denn die erfahrenen Fische wissen, dass Maiskörner still am Boden liegen und nicht hin und her flitzen“, verrät Ovens mit einem Augenzwinkern. Unter den Petrijüngern, die ihn weltweit kennen, wird er nur der Fischflüsterer genannt. Seine sonnengebräunte Haut verrät, dass er viel Zeit an der frischen Luft verbringt.

Jörg Ovens veröffentlicht Angeltipps auf You-Tube

„Etwa zweimal die Woche bin ich mit einem Filmteam unterwegs, wir produzieren Angeltipps für You-Tube und unser Ziel ist Fisch“, so der Fachmann. Über die Jahre hat sich der echte Nordfriese zum You-Tube-Star entwickelt, was seine Klickzahlen beweisen. Angeln von A-Z. Wer sich mit dem Stippangeln, Angeln mit der Pose oder Angeln mit dem Futterkorb beschäftigen möchte, der ist genau richtig bei Ovens. Er begleitet die Petrijünger in die spannende Welt des Angelns. „Wir sind praktisch die Angelschule vor Ort. Und jeden Sonntag um 17 Uhr wird ein neuer Film online gestellt“, sagt Ovens. Dort wird auch gezeigt, warum für manche Fischsorten unbedingt ein schwarzer Filzstift oder eine Dose Mais zur Angelausrüstung gehören. Mit seinem Online-Zielfischprogramm macht er nicht nur Werbung für den Angelsport, er bewirbt ebenfalls die Regionen Eiderstedt und Nordfriesland, die einfach einzigartig sind.

Text/Foto: Bärbel Sommer