Garding. „Seit 1979 ist unsere Familie für Sie da. 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr. Bei uns steht Menschlichkeit im Vordergrund. Wir fühlen uns der Tradition verpflichtet, trotzdem sehen wir die Zeichen der Zeit“ – so heißt es auf der Webseite des Bestattungshauses und fasst die Geschichte der Familie Gawellek und ihrer Berufung zusammen. Vor 40 Jahren hätte Firmenchef Dietmar Gawellek sicher noch nicht vorhergesehen, dass heute neben dem Hauptsitz im Norderring 56 auch die Häuser in Husum und in St. Peter-Ording dazukommen würden. Der gebürtige Tetenbüller war fünf Jahre Beamter und hatte sich auf zwölf Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet. Während seiner Dienstzeit im Jagdbombergeschwader in Husum arbeitete er nebenberuflich am Wochenende und im Urlaub beim Bestattungsunternehmen Dawartz. „Hier habe ich alles mitbegleiten dürfen“, erinnert er sich. „Familiär vorbelastet“ war er zudem, denn sein Urgroßvater Johannes Rohde baute als Tischler unter anderem Särge. In Tetenbüll betrieb die Familie Landwirtschaft und eine Kohlehandlung. Die Pferde zogen damals nicht nur die großen Anhänger sondern auch einen Leichenwagen. Ein Bild seines Onkels „Heini“ aus den 40er-Jahren erinnert noch an diese Zeit.

„Ich war eigentlich als Spieß gerne bei der Bundeswehr“, sagt er, aber am 8. Oktober 1979 übernahm er den Betrieb des Tischlers und Bestatters Siemens in Garding im Norderring. Genauer gesagt, übernahm seine Ehefrau Birgit bis Ende 1980 den Betrieb, da er noch in Diensten des Staates war. Sie gab dafür sogar ihren guten Arbeitsplatz bei der Sparkasse auf. Die ersten Adressen waren in Husum auf der Neustadt, später in der Matthias-Claudius-Straße. Nach dem Ausscheiden aus dem Dienst wurde Dietmar Gawellek offiziell am 1. Januar 1981 zum Inhaber. Seit 1990 ist man in Husum gegenüber dem Ostfriedhof ansässig. Im Jahr 2000 übernahm Gawellek auch die Firma „Fock Bestattungen“ in St. Peter-Ording. In der Badallee blieb man, bis man die Kapelle auf dem Friedhof Bövergeest kaufen konnte. Das ging, da das Gebäude „entwidmet“ wurde und somit auch „nicht kirchlicher Nutzung“ zugeführt werden konnte. Hier ist nun ein Büro, aber vor allem auch ein Trauerraum für die Abschiednahme entstanden.

Kern und Lebensumfeld wurde aber bald Garding. Im Norderring 56 befand sich das Privathaus der Familie. Die Söhne Jan und Finn lernten von klein auf mit dem Thema „Tod“ umzugehen. „Wo nun unser Gesprächsraum und die Urnenausstellung sind, war früher das Wohnzimmer und unsere Zimmer waren darüber. Wenn Besuch kam, mussten wir leise sein“, erinnert Finn sich gut. Im angrenzenden Raum war das Esszimmer, heute ist hier die Sargausstellung untergebracht. „Ohne meine Frau Birgit wäre alles nicht möglich gewesen. Sie hielt alles in Ordnung und kümmerte sich um das Büro, das Haus und vor allem um die Kinder. Sie hielt mir immer den Rücken frei“, so Dietmar Gawellek, der auch Kirchenvorsteher und zehn Jahre Wehrführer in Garding war. Daher war der Tod der geliebten Frau und Mutter für die Drei 2013 ein großer Verlust. Ihr Wirken und ihre Seele sind nach wie vor im Haus präsent, auch, wenn es heute „nur noch“ geschäftlich genutzt wird. Die Erinnerung an sie ist allgegenwärtig. Vielleicht auch deshalb wissen sie, welch Leid die Angehörigen durchleben. Der Schock des Verlustes ist für viele Trauernden schwer zu bewältigen. Umso dankbarer sind die Hinterbliebenen, wenn ihnen jemand alles abnimmt. „Wir kümmern uns – von der Abholung bis zur Bestattung und übernehmen sämtliche Formalien. Auf Wunsch sorgen wir für den Blumenschmuck, die Trauerkarten und –anzeigen und helfen, wo wir können. Uns ist auch wichtig, dass es immer einen festen Ansprechpartner gibt“, so Finn Gawellek, seit 2010 geprüfter Bestatter. Bruder Jan ist seit 16 Jahren im Bestattungshaus tätig. Mit im Team sind noch seit 25 Jahren Lars Rohwer, seit 15 Jahren Marc Willers und seit einem Jahr Finn Hansen.

Seit den 40 Jahren des Bestehens hat sich vieles verändert

Da der Tod nie nach Plan kommt, sind die Mitarbeiter unter der Telefonnummer 04862/10101 rund um die Uhr und das ganze Jahr hindurch erreichbar. Eine Besonderheit des Bestattungshauses sind die weißen Fahrzeuge. „Das war damals ein gewagter Schritt mit der Tradition der schwarzen Trauerfahrzeuge zu brechen“, so Dietmar Gawellek. Doch, ganz im Gegenteil, wurde es positiv angenommen. In den 40 Jahren des Bestehens hat sich vieles verändert, so auch Trauer-Traditionen. Die Erdbestattung im Sarg ist heute selten. Die meisten Menschen wählen die Feuerbestattung und das Urnengrab oder gar den Ruheforst oder die Bestattung unter Bäumen, die es nun auch auf Friedhöfen gibt. „Und oft wird auf Wunsch des Verstorbenen auch auf Trauerkleidung verzichtet“, so die Gawelleks. Nicht immer ist auch der Trauergottesdienst gefragt. „Dafür haben wir zum Beispiel einen Trauerraum eingerichtet“, so Finn Gawellek. Selbst Motorradfans gaben hier schon einem Freund das letzte Geleit und Heavy-Metal-Musik erfüllte den Raum. „So vielfältig die Wünsche der Verstorbenen, die zu Lebzeiten schon Vorkehrungen getroffen haben, oder die der Angehörigen auch sein mögen, wir stellen uns ihnen“, so die Familie.
„Das Vertrauen, das uns unsere Kunden geben, ist auch unsere Verpflichtung.“ Und das auch in den kommenden Jahren. Noch ist der 70-jährige Dietmar Gawellek Inhaber, aber seine Söhne Jan und Finn werden bald das Bestattungshaus übernehmen und in der Tradition weiterführen.

Text: Petra Blume