Kiel/Husum. Vor Jahrhunderten kannten die Menschen an der Nordseeküste den Corona Virus noch nicht. Doch auch sie kämpften gegen schwere Krankheiten, für die vielfach, kein Heilmittel zur Verfügung stand. Eine dieser Krankheiten war das sogenannte Marschenfieber, die europäische Malaria. Das Marschenfieber verbreitete sich häufig nach großen Sturmfluten und schwächte die ohnehin schon gesundheitliche angeschlagene Bevölkerung. Um dieser historischen Krankheit weiter auf die Spur zu kommen, untersuchen nun Kieler Wissenschaftler vom Institut für klinische Molekularbiologie 15 menschliche Schädel aus dem Nordfriesland Museum in Husum. Die Ergebnisse, dieser Untersuchungen, werden in der neuen Sonderausstellung „GEWALTIG! Nordsee – Vom Umgang mit Naturkatastrophen“ in Husum zu sehen sein.

Während das Corona Virus die Menschen augenblicklich in Atem hält, sind es früher andere Krankheiten gewesen, die sie gefährdeten. Dazu gehört unter anderem das Marschenfieber. Über viele Jahrhunderte bedrohte es die Menschen an der Nordseeküste und war ein stetiger Begleiter der Sturmfluten. Diese nahmen Land und Leben und darüber hinaus brachten auch viele andere Herausforderungen mit sich. So mussten die Menschen nicht nur ihre Häuser wiederaufbauen, sondern auch gegen verschmutztes Trinkwasser angehen; Missernten und Hunger drohten ihnen und zu allem Überfluss gesellte sich das Marschenfieber hinzu. Denn das überschwemmte Land galt als ideale Brutstätte für die Mücke, die das Fieber übertrug. Erst mit der Begradigung der Flüsse und Trockenlegung von Mooren Ende des 19. Jahrhunderts ging die Epidemie zurück.

Heute gilt diese Krankheit als nahezu ausgestorben. Für die damaligen Menschen war es jedoch eine ständige Bedrohung. Um deren Potenzial jedoch besser zu verstehen, hat das Nordfriesland Museum in Husum im Rahmen der Sonderausstellung „GEWALTIG! Nordsee – Vom Umgang mit Naturkatastrophen“, 15 menschliche Schädel den Wissenschaftlern um Professor Dr. Ben Kraus-Kyora ausgehändigt. In aufwändigen Verfahren werden die Krankheitserreger, die sogenannten Pathogene, aus der alten DNA gewonnen. Die Wissenschaftler erhoffen sich auf diese Weise neue Erkenntnisse über die historischen Menschen an der Nordseeküste. Die Ergebnisse werden in der neuen Sonderausstellung im Nordfriesland Museum in Husum präsentiert. In dieser Ausstellung erleben die Besucher, wie die Menschen an der Nordsee mit den großen Sturmfluten und dem häufigen Verlust von Land und Leben umgegangen sind und was die Nebenwirkungen von Sturmfluten für sie bedeuteten.

 

Foto/Quelle: Nordsee Museum