Husum.

Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) besuchte vergangenen Donnerstag die Klinik in Husum. Die Ministerin sprach mit Landrat Florian Lorenzen und Vertretern des Klinikums über die geburtshilfliche Versorgung in Nordfriesland.

Nach den Schließungen der Kreißsäle auf Sylt, Föhr sowie in Niebüll in den Jahren 2015 bis 2017 sind für Schwangere weite Wege entstanden. Damals wurde von Land, Kreis Nordfriesland und den Krankenkassen ein sogenanntes „Boarding-Konzept“ erdacht: 14 Tage vor dem Stichtag können Schwangere in Begleitung zwei Appartements auf dem Klinikgelände beziehen.

Der Kieler Delegation wurde deutlich: Die Boarding-Appartements sind „in die Jahre gekommen.“ Dr. Michael Glaubitz, Chefarzt der Frauenklinik, zeigte die Bettenstation. Sie stammt aus den 1970er Jahren. „Unser Entbindungsbereich und unsere Expertise wird von Schwangeren hochgelobt“, sagte Dr. Glaubitz. Die Geburtshilfe-Räume in der Klinik Husum stammen aus dem Jahre 2017. Sie seien modern, technisch gut ausgestattet und hell. Kritischer werde die ‚Hotelkomponente‘ der Klinik bewertet.

Landrat Florian Lorenzen, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums und Geschäftsführer des Klinikums Stephan Unger gaben eine Einführung in den wirtschaftlichen Rahmen: In der Klinik Husum erblicken rund 750 Säuglinge pro Jahr das Licht der Welt. Die Schwangeren kämen vornehmlich aus Nordfriesland – darunter auch viele Frauen von den nordfriesischen Inseln.

Lorenzen erklärte während des Klinik-Rundganges eine Erweiterung. Im „Zukunftsflügel“ will das Klinikum Bettenstationen und die zum Teil nicht mehr zeitgemäßen Verhältnisse deutlich verbessern. Das Klinikum befinde sich dafür in Abstimmung mit dem Land, das für Förderung von Investitionsmaßnahmen zuständig sei.

Klinik fehlt Geld – Kreis half mit 45 Millionen Euro

Während des knapp zweistündigen Besuches berichtete Ministerin von der Decken auch von ihren Gesprächen auf Bundesebene. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach strebe eine Klinikreform an, die nach einer Übergangsfrist greifen soll und erhebliche Änderungen in der Kliniklandschaft auslösen wird. Die Ministerin machte deutlich, dass ihr im verabschiedeten Eckpunktepapier noch vieles zu vage sei.

Geschäftsführer Stephan Unger wies auf den zentralen Kritikpunkt hin, den die Kliniken bundesweit teilen: Es fehle ein „Vorschaltgesetz“, das den Krankenhäusern finanzielle Hilfen für die Bewältigung der aufgrund der Inflation entstandenen Kostensteigerungen bei Energie, Sach- und Personalkosten bringen würde. Ein solches Gesetz und auch jede kurzfristige finanzielle Unterstützung der Krankenhäuser lehne Minister Lauterbach bisher ab.

Die Ministerin sagte, dass sie sich weiterhin für eine Zwischenfinanzierung einsetze, bis eine Reform durch den Bund greife. Unger sagte, dass das Klinikum Nordfriesland die vergangenen Jahre nur überstehen konnte, weil der Kreis als Träger 45 Millionen Euro zur Verlustabdeckung bereitstellte – Geld, das dem Kreis an anderer Stelle fehlt.

Von der Decken zeigte sich dankbar für die offenen Worte und Einblicke: „Akten, Pläne und Grafiken könnten die Situation vor Ort eben nie vollumfänglich wiedergeben. Insofern habe ich bei meinem Besuch in Husum sehr wertvolle Eindrücke gewonnen“, so die Ministerin zum Abschluss ihrer Kurzvisite im Klinikum Nordfriesland.

ek/PM