Erfde. „Wir freuen uns sehr, unsere deutschen Freunde wiederzusehen“, sagt Mike Kearney aus Erfdes Partnerstadt Clinton, Iowa. Er organisierte mit dem Verein ASHHS (American Schleswig-Holstein Heritage Society) bereits Treffen in den USA und war schon unzählige Male in Schleswig-Holstein. Zu Erfde hat er eine persönliche Beziehung: Kearneys Urgroßmutter Anna Duhr, Jahrgang 1854, wanderte 1885 aus Erfde bzw. Tielen an der Eider über den Atlantik aus. Seit Kearney seine schleswig-holsteinische Herkunft erforscht, hat er zahlreiche Verwandte ausfindig gemacht. „Es ist eine Passion“, sagt Kearney, der Englisch, Deutsch und Plattdeutsch spricht. „Ich lerne nicht nur meine Wurzeln immer besser kennen, ich habe auch unzählige Freunde in Deutschland und Schleswig-Holstein gewonnen.“

Verbindungen wie die von Kearney sind viel häufiger als man denkt: So leben dem Genealogen Dr. Hans Peter Stamp zufolge in den USA mehr als 2000 Menschen mit Wurzeln in der Stapelholmer Gemeinde. „Ich persönlich gehe davon aus, dass allein in Clinton Iowa mehr Erfder leben oder gelebt haben als in Erfde selbst“, erklärt Stamp. Davon, so Stamp weiter, seien immerhin 618 in Erfde geboren. Die Gründe für die Auswanderung sind vielfältig: Die ersten Auswanderer-Generationen flohen in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts vor den Dänen. Sie hatten sich an der schleswig-holsteinischen Erhebung beteiligt und fürchteten nach deren Scheitern die Rache der Skandinavier.

Ironie des Schicksals: Als sich das Blatt wendete und Schleswig-Holstein preußische Provinz wurde, flüchteten wiederum viele vor der langen Wehrpflichtzeit Preußens. Ein weiterer Anlass zur Auswanderung waren schließlich auch die positiven Briefe von bereits emigrierten Verwandten und Nachbarn. Für wenig Geld hatten sie in den USA Farmen erworben, von deren Größe man in der alten Heimat nur träumen konnte. Stamp erklärt sich daraus auch die auffällige Konzentration der US-Erfder in wenigen Staaten wie Iowa, Illinois und Nebraska: „Sie zogen dorthin, wo Freunde und Verwandte schon waren.“

Die Konferenz der Plattdeutschen Freundschaft wurde im Jahr 1995 erstmals organisiert, um Menschen aus den USA mit Verwandten und Freunden aus Schleswig-Holstein zusammen zu bringen – mit einem allen am Herzen liegenden Ziel: die plattdeutsche Sprache zu pflegen, zu erlernen und zu verbreiten. Seitdem findet die Konferenz jährlich abwechselnd in den USA und hierzulande statt. Nach einer Begrüßung im kleinen Kreis am Freitag erwarten die Gäste am Sonnabend Fachvorträge von Stamp („Mehr als 2000 Amerikaner mit Wurzeln in Erfde“), Marianne Ehlers und Heiko Gauert („Plattdeutsch in Schleswig-Holstein“) und Robert Langhanke („Klaus Groth in Deutschland und den USA“). Moderiert wird der Vormittag von Ines Barber, die mit Schleswig-Holsteinischem Charme für typisch norddeutsche Unterhaltung sorgt – natürlich auf Plattdeutsch.

Anschließend erkunden die Gäste die Region: Auf einer von drei geführten Touren besuchen sie entweder die Giebel und Grachten Friedrichstadts, das Storchendorf Bergenhusen oder das Klaus Groth Museum in Heide. Nach den Ausflügen klingt der Tag an der Eider aus. Die Gemeinde hat zu Ehren der weit gereisten Gäste ein amerikanisch-deutsches Barbecue am Bargener Fähranleger organisiert. Bürgermeister Thomas Klömmer möchte ihnen etwas Besonderes bieten: „Wir wollen zeigen, wie sehr wir uns über den persönlichen Besuch freuen – gewissermaßen sind viele der Amerikaner ja nicht nur unsere Freunde, sondern Nachbarn oder gar Familienmitglieder.“ Pianist Jens Petersen wird den Abend musikalisch untermalen und mit Peter Harry Carstensen, Ministerpräsident a.D., nimmt ein weiterer Veteran des Plattdeutschen teil. „Ich bin mir sicher, dass uns Peter Harry in allerbestem Platt durch den Samstagabend bringen wird“, freut sich Klömmer.

Am Sonntag klingt die Konferenz mit einem plattdeutschen Gottesdienst und einer Kirchenführung aus. Vor der Abreise in wird noch einmal regional gegessen: Es gibt original Dithmarscher Mehlbüddel mit Früchten und Speck.

Wer an der 21. Konferenz der Plattdeutschen Freundschaft teilnehmen möchte, ist herzlich eingeladen, sich bei der Eider-Treene-Sorge GmbH, info@eider-treene-sorge.de, Tel.: 04333-992490, zu melden. Eine Karte für alle drei Tage inklusive der Mahlzeiten kostet 60 Euro, Ausflüge und Barbecue bedürfen einer gesonderten Anmeldung. Die 21. Konferenz der Plattdeutschen Freundschaft wird freundlich unterstützt von der Schleswig-Holstein Netz AG, der Nord-Ostsee-Sparkasse, der Dithmarscher Brauerei und NDR 1 Welle Nord.

Text: Yannek Drees, Eider-Treene-Sorge GmbH