Nordfriesland: Das Ruhrgebiet des Nordens?Von Eider-Kurier01.08.2016, 14.45 Uhr Exkursion und Vortrag über Ur- und Frühgeschichte Nordfrieslands BREDSTEDT (NfI). „Nordfriesland war nicht das Ruhrgebiet des Nordens.“ Wohl aber gab und gebe es beachtliche Eisenerzlagerstätten bei Büttjebüll und Joldelund, berichtete Prof. Dr. Hauke Jöns im Rahmen des 26. Nordfriesischen Sommer-Instituts im Nordfriisk Futuur in Bredstedt. Der Fachmann für Vor- und Frühgeschichte leitete in den 1990er-Jahren umfangreiche archäologische Grabungen und Erkundungen. Man fand heraus, dass das Erz von Büttjebüll nur 17 Prozent Eisen enthielt und sich deshalb auch für die Menschen der Römischen Kaiserzeit vor 1 500 Jahren nicht zum Abbau und zur Verhüttung lohnte. Am Kammberg in Joldelund dagegen waren in einem Zeitraum von etwa 100 Jahren rund 500 Rennfeueröfen betrieben worden. In dem Begriff steckt das Wort „rinnen“, und es bezeichnet die bei der Verhüttung in eine Grube unter dem Ofen fließende Schlacke. Zurück blieb das schmiedbare Eisen, die Luppe. Zur großen Überraschung konnten die Archäologen bei ihren Grabungen nachweisen, dass die Öfen damals mitten in einer menschlichen Siedlung betrieben wurden, dass die Menge des erzeugten Eisens gerade zur Selbstversorgung mit Geräten und Waffen ausreichte, dass die Eisenerzverhüttung quasi im Nebenerwerb geschah, denn die gefundenen Hausspuren deuteten auf landwirtschaftliche Gehöfte hin. Zu frühen „industriellen“ Formen einer Überproduktion und eines Exports von Eisen war es nicht gekommen. Das Publikum im nahezu voll besetzten Vortragssaal zeigte sich äußerst wissbegierig und entließ den Referenten erst nach der Beantwortung zahlreicher Fragen mit großem Beifall. Seine Forschungsergebnisse erläuterte Jöns, gebürtiger Husumer und Professor am Niedersächsischen Institut für Historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, auch auf der nachmittäglichen Exkursion zu den Eisenerzlagerstätten in Büttjebüll und Joldelund. Sie wurde organisiert vom Verein Natur und Kultur um den Stollberg. Den ausgebuchten Bus begleiteten Heinrich Becker und Heiner Ehlers.