[dropcap size=small]O[/dropcap]ldenswort. Schon seit Monaten ist es bekannt und wird nicht nur in Oldenswort, sondern vielerorts auf Eiderstedt bedauert: Zum 1. Oktober schließt die Bäckerei Lorenzen. Die Inhaber, Dagmar und Otto Peters, gehen in Ruhestand und geben somit ihr Geschäft auf. Grund genug, nicht nur Danke zu sagen, sondern auch noch einmal die Geschichte der Bäckerei in den letzten sechzig Jahren Revue passieren zu lassen.

Anfang der 1950er Jahre fing alles an: Damals pachteten Ingeburg und Nicolaus Lorenzen, frisch verheiratet, die Bäckerei von Familie Engelhardt direkt an der Ecke vom Park. Es war ein echter Anfang, die erste Mehlrechnung bezahlte der Schwiegervater. Und es war noch Nachkriegszeit, das Brot wurde mit Pferd und Wagen aufs Land gefahren.
Fünf Jahre später übernahm das Ehepaar Lorenzen die Bäckerei Sass an der Dorfstraße und bezog dort Geschäfts- und Privaträume. Diese wurden 1967 abgerissen und komplett neu aufgebaut. Tochter Dagmar Lorenzen-Peters erinnert sich, dass 100 Richtkronen gebracht wurden und dass das Richtfest mit allen Gästen bei Hannchen Todsen im heutigen „Handelskrug“ gefeiert wurde.
1971 war wieder ein denkwürdiges Jahr: Am 1. August trat Thorben Hansen seinen Dienst in der Backstube an. Er sollte eine Saison bleiben, so war es verabredet worden. Aus dieser einen Saison wurden 41 Jahre, am 1. Oktober geht er in Ruhestand. Nach so langer Zeit ist er nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Familienmitglied – und so geht auch in dieser Hinsicht eine Ära im Haus zu Ende.
Zwischenzeitlich waren acht Leute allein in der Backstube tätig, besonders in der Weihnachtszeit war viel zu tun. Denn in früheren Jahren brachten die Leute im Dorf auch noch ihren Teig zum Abbacken in die Bäckerei. Milchkannenweise wurden Plätzchen und Kekse, aber auch Rosinenstuten gebacken, berichtet Otto Peters, der mit seiner Frau die Bäckerei 1983 von seinen Schwiegereltern übernahm. Immer noch ist es ein großes Team, das in der Backstube, im Laden, auf den Landtouren und auf den Wochenmärkten Brot, Brötchen, Kuchen und den berühmten Butterzwieback an die Frau bzw. an den Mann bringt. Letzterer sowie das Schwarzbrot und der Friesenstreifen sind die Verkaufsschlager und Otto Peters erzählt, dass das Schinkenbrot an Kunden bis nach Schweden im Norden und Frankfurt im Süden geschickt wird.
Aber nicht nur die Kunden haben ihre Lieblingsprodukte, auch die Familie selbst. Dagmar Lorenzen-Peters schätzt das Rosinenbrot, Nicole den Butterzwieback. Und Otto Peters liebt den Sauerteig und die daraus entstehenden Brote. Sauerteigherstellung – das ist für ihn nicht nur ein Vorgang in der Backstube, das ist sein Hobby, seine Leidenschaft. Es erfordert Geduld und Erfahrung, den Sauerteig selbst herzustellen, denn er benötigt eine konstante Temperatur von 30°C. Und diese im Winter zu halten, ist gar nicht so einfach, berichtet der 65-jährige.
Die Bäckerei wurde immer als Familienbetrieb geführt, in den letzten Jahren mit drei Generationen. Während Dagmar und Otto Peters als Inhaber mit Sohn Frank vornehmlich vor Ort ihre Arbeit verrichten, macht (Groß-)Mutter Ingeburg die Buchführung und Tochter Nicole fährt die Wochenmärkte in Husum, Friedrichstadt, Heide, Garding und St. Peter an. Und als Familienbetrieb ist man immer auf „stand-by“: Es muss auch am Wochenende gearbeitet werden, der Teig für den Montag vorbereitet, die Brötchentüten für die Bestellungen der Ferienhöfe beschriftet werden.
Trotz der vielen und beständigen Arbeit wird sie ihnen allen fehlen. Am schwersten fällt der Abschied von den Kunden, da haben sich sowohl hier in Oldenswort als auch auf den Märkten über Jahrzehnte Beziehungen aufgebaut, ist Vertrautheit gewachsen.
Und doch: Am 30. September um 18 Uhr wird der Laden für immer geschlossen. Gebacken wird aber noch einmal. Das Restmehl soll verarbeitet werden und die Backwaren werden dann an die Tönninger Tafel ausgeliefert. Inke Thomsen-Krüger