St. Peter-Ording. Es war die wundervolle Welt der Bücher, die Andreas Falkenhagen einst zum Studium verleitete. „Ich habe als Kind schon gern gelesen. „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner war mein absolutes Lieblingsbuch. Es enthält viele Dinge, die ein gutes Kinderbuch ausmachen und ich würde es auch heute noch als zeitgemäße Lektüre empfehlen“, erzählt der Diplom-Bibliothekar.

Er ist in Berlin geboren, hat dort in der Schulbücherei der Grundschule schon viel Zeit verbracht und als Jugendlicher sogar selbst eine Bücherei betreut. „Ich habe die alte Bücherei der katholischen Pfarrgemeinde reaktiviert, die Bücher sortiert und ein System hineingebracht, dann findet man das, was man sucht ganz schnell und man entdeckt auch Neues. Die Bücherei gibt es heute noch“, freut sich der 53-Jährige. Studiert hat er in Bonn, danach dann an einer wissenschaftlichen Bibliothek in Potsdam gearbeitet und die katholischen Büchereien im Bistum Berlin fachlich beraten. „Es war eine sehr schöne Arbeit, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich dort keine Perspektive mehr habe. Und dann habe ich mich einfach mal umgeschaut“, sagt Falkenhagen. Das war vor knapp 20 Jahren. Er bewarb sich auf die Stellenausschreibung der Gemeinde St. Peter-Ording, dort wurde eine Leiterin oder ein Leiter für die Bücherei gesucht.

„Ich kannte die Nordseeküste, die Berliner machen hier einfach gerne Urlaub und seit 2002 bin ich hier zuhause“, so Falkenhagen. Mit dem Job kam auch eine neue Liebe – er lebt seit 18 Jahren mit seiner Lebenspartnerin Sabine Jöns auf Eiderstedt. Über die Jahre hat sich der Bibliothekar ein Stammpublikum aufgebaut. Kommen im Sommer mehr Gäste in die Bücherei, so sind es im Winter die Einheimischen, die die Angebote der Bücherei nutzen. „Wir machen im Sommer unzählige Lesungen für Kinder und Erwachsene“, so Falkenhagen. Klar, dass er das nicht alleine bewältigen kann. Ihm zur Seite stehen drei Mitarbeiterinnen, die sich alle sehr gut auskennen in der Welt der Literatur und eine FSJ-lerin, die eine halbe Stelle in der Bücherei hat und die andere im Museum Landschaft Eiderstedt. „Es macht einfach Spaß, die jungen Leute zu unterstützen und zu motivieren bei immer neuen Veranstaltungen für die Besucher“, sagt Falkenhagen.

Er selbst hat auch eine ganz neue Sparte in der Bücherei geschaffen: Küsten-Crime. Dort sind mehr als 100 Autoren zu finden, deren Werke sich alle an der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste abspielen. „Ich habe die Coronazeit genutzt und im vergangenen Frühjahr eine eigene Internetseite für diese heimische Kriminalliteratur geschaffen“, sagt Falkenhagen. Auf der Internetseite www.kuesten-crime.de kann der Besucher sich vorab darüber informieren, welche Werke es überhaupt gibt und wer die Autoren sind. Fein sortiert und übersichtlich, so, wie es der Bibliothekar gerne mag. „Und wenn die Leser Bücher oder Medien haben möchten, die wir nicht im Bestand haben, dann bestellen wir das problemlos über den Zentralkatalog der Schleswig-Holsteinischen Büchereien.“

Bei der Frage nach seinem Lieblingsbuch hat der sympathische Bücherwurm doch ein Problem: „Ganz ehrlich, das wechselt von Tag zu Tag. Es gibt so gute Schriftsteller, die Welt der Bücher ist einfach faszinierend. Bei den Küstenkrimis ist mein Favorit im Moment „Nordwestzorn“ von Svea Jensen. Der spielt in St. Peter-Ording und ist Spannung pur.“

Spannung pur ist auch der tägliche Umgang mit den Besuchern. „Wir sind im Sommer manches Mal so eine Art Tourist-Information, aber wir versuchen, alle Fragen der Gäste zu beantworten“, schmunzelt Falkenhagen. Was ihn ein wenig bedrückt, das ist der immer noch nicht behobene Wasserschaden im Keller. „Letztes Jahr mussten wir den gesamten Keller räumen und wir benötigen den Platz so dringend“, sagt Falkenhagen. Er hofft darauf, dass sich nicht nur die Coronalage demnächst verbessern wird, damit im nächsten Jahr alle Veranstaltungen planmäßig durchgeführt werden können, er hofft auch, dass demnächst die Handwerker wieder bei ihm vorbeischauen und die restlichen Arbeiten erledigen.

Bärbel Sommer