Friedrichstadt. Stefan Hipp hat über zwei Wochen lang Tag für Tag die Stellnetze im „Toten Arm“ der Treene in Friedrichstadt aufgenommen und kontrolliert. Geholfen hat ihm bei dieser Arbeit auch häufiger seine Tochter Michelle. Dabei fing der Gewässerwart des Sportfischervereins „Treene“ insgesamt 87 Nordseeschnäpel. Diese seltene Fischart kommt jedes Jahr in den Wintermonaten in die Treene, um hier abzulaichen. Die laichbereiten Fische werden mit einer Sondergenehmigung gezielt von den Anglern gefangen und abgestreift. Das bedeutet, dass ihnen der Rogen bzw. die Milch entnommen wird. Die Laichfische werden danach schonend in ihr Heimatgewässer zurückgesetzt. In der Malenter Fischzuchtanlage von Helmut Schwarten werden die befruchteten Eier in speziellen Gläsern, so genannten Zugergläsern, aufgelegt und mit viel Sauerstoff durchflutet. Nach mehreren Wochen schlüpfen die kleinen Schnäpellarven. Diese werden im Frühjahr in speziellen feinmaschigen Netzen noch eine Zeit lang mit natürlichem Plankton ernährt und anschließend als kleine Brutfische in die Treene gegeben. Mit diesem Verfahren haben die Friedrichstädter Angler seit Jahrzehnten dazu beigetragen, dass sich der Nordseeschnäpel überhaupt wieder im Fluss ansiedeln konnte. Willfried Tetens, der Initiator dieses Wiedereinbürgerungsprozesses, hatte nämlich vor fast drei Jahrzehnten festgestellt, dass die natürliche Reproduktion der stark gefährdeten und ganzjährig geschützten Fischart in der Treene nicht mehr funktioniert. Vor allem das starke Verschlammen der Laichhabitate, das zu einem Absterben der Eier führt, ist ein wesentlicher Grund für die weitgehend fehlende natürliche Fortpflanzung des Fisches im Flusssystem. Ähnlich wie beim Nordseeschnäpel verhält es sich auch bei Lachsen, Meer- und Bachforellen. Ohne die immensen Anstrengungen der Angler u.a. auch aus Nordfriesland – und hier seien nur die Vereine Friedrichstadt, Bredstedt und Leck beispielhaft aufgeführt- würde es auch diese Fische in den Flüssen und Auen Nordfrieslands kaum noch geben. Die Angelvereine haben mit ihrem Laichfischfang, dem Abstreifen der Laichfische und Aufziehen der Fischbrut, aber auch mit dem Anlegen neuer, geeigneter Kiesbetten zum Laichen, mit der Renaturierung von Gewässerläufen, mit Wasseruntersuchungen und mit dem Rückbau von Wanderhindernissen zum Überleben dieser gefährdeten Fischarten entscheidend beigetragen. Die meisten Maßnahmen wurden entweder direkt von den Vereinen oder von der Fischereiabgabe des Landes finanziert, in die alle Angler jährlich einzahlen. Umso unverständlicher kommt den im Artenschutz engagierten Anglern daher der Vorschlag des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) zur Novellierung der Binnenfischereiverordnung des Landes Schleswig-Holstein vor. Die Naturschutz-Profis wollen nämlich, dass die lachsartigen Fische komplett unter Schutz gestellt werden und somit auch nicht mehr beangelt werden dürfen. „Eine solche Idee kann nur haben, wer mit den Fischen, um die es hier geht, überhaupt keine wirkliche Berührung und Erfahrung hat. Artenschutz in den Köpfen der Berufsnaturschützer beschränkt sich oftmals auf ein Verbotsszenarium und ein Sich-Selbst-Überlassen der Natur. Nur reicht dieses Verständnis, demzufolge sich die Fische schon selbst helfen werden, wenn die Angler sie nicht mehr fangen, definitiv nicht aus. Die vergangenen Jahrzehnte haben etwas anderes gezeigt: Die Artenvielfalt unter Wasser muss gezielt und mit großem Engagement und Sachverstand, aber auch mit vielen Arbeitsstunden gestützt werden. Und wer kann das besser als die, die sich intensiv um ein nachhaltiges Bewirtschaften der Gewässer kümmern. Denn eines ist doch klar, wenn wir Angler/innen mittel- oder langfristig die Chance auf den Fang eines wertvollen Fisches haben, dann haben wir auch ein starkes und wirksames Motiv, etwas für den Schutz dieser Fischart zu tun“, argumentiert der Vorsitzende des Kreisanglerverbandes NF Jürgen Töllner. Und noch eine Anmerkung geht in Richtung des Naturschutzverbandes: „Die Angler hätten es begrüßt, wenn der NABU sich mit ihnen zusammen über geeignete Strategien zur Sicherung der genannten Fischarten verständigt hätte. Stattdessen hat er seine Klientel-Politik strapaziert, die uns in dieser Sache nicht voranbringen wird.“ Die Anglerinnen und Angler werden selbstverständlich weiterhin für die Wiedereinbürgerung der Großsalmoniden und Schnäpel und für die Verbesserung der Lebensbedingungen in den nordfriesischen Fließgewässern arbeiten, denn sie wissen, dass sich dieser Einsatz lohnt und dass ohne sie im Fischschutz vor Ort gar nichts geht. ek