Schleswig-Holstein. Der Steinkauz ist der Vogel des Jahres 2021, allerdings in der Schweiz. Auch in Deutschland trug die kleine, kurzschwänzige Eulenart schon einmal diesen Titel. Das liegt allerdings fast 50 Jahre zurück. Nach wie vor ist der Steinkauz auch in Deutschland heimisch, die Bestände gehen jedoch stark zurück. Und während der Steinkauz bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts in Schleswig-Holstein noch in allen Landesteilen, auch auf den größeren Inseln, vertreten war, sieht es inzwischen gar nicht so gut aus für die kleine Eule mit den gelben Augen. Aktuell liegt das Hauptvorkommen im Nachbarkreis Dithmarschen. Im Raum Eiderstedt ist das letzte regelmäßig dokumentierte Vorkommen Anfang des 21. Jahrhunderts erloschen ist, heute gibt es nur noch gelegentlich Einzelnachweise. „Doch mit Adam und Eva und Rosalie und Trüffel soll sich das nun ändern“, so Armin Jeß, Gebietsbetreuer im Landesverband Eulen-Schutz in Schleswig-Holstein.

Armin Jeß hat eine Projektgruppe von rund fünf Personen um sich geschart, um den Steinkauz in Eiderstedt wieder heimisch zu machen. „Um die Restbestände zu stützen und ein Erlöschen der Art in Schleswig-Holstein zu verhindern, hat der Landesverband Eulen-Schutz Anfang der 1980er Jahre ein Artenhilfsprogramm für den Steinkauz gestartet und zum Beispiel in Dithmarschen gute Erfolge erzielt. Unsere Projektgruppe in Eiderstedt hat bereits durch die gezielte Installation von Nisthilfen einen Schritt in diese Richtung gemacht. Nun kommt die zusätzliche Auswilderung von Steinkäuzen hinzu“, so Jeß.

Eiderst. Steinkauzprojekt 2021 pa01 Eva

Dazu wurden zwei Zuchtvolieren errichtet, die sich auf dem Gelände des Westküstenparks in St. Peter-Ording befinden. Fertigstellung der beiden Volieren war im Januar. Für einen Zeitraum von zirka zehn Jahren soll dort eine Nachzucht von Steinkäuzen und deren Auswilderung betrieben werden. Für die geplante Nachzucht zogen die Steinkäuze Adam und Eva sowie Rosalie und Trüffel in die neu errichteten Zuchtvolieren ein. Die vier jungen Steinkäuze kommen aus ähnlichen Zuchtprojekten in Bad Segeberg sowie Baden-Baden und sind Jungtiere vom vorigen Jahr. „Es sieht gut aus“, sagt Birger Schmidt, der ebenfalls zur Projektgruppe gehört, „die beiden Pärchen haben sich gut eingelebt, mögen sich und balzen bereits, sodass wir hoffen, dass sie bald mit der Brut beginnen.“

Da die Steinkäuze insgesamt sehr versteckt leben und bei Tag kaum zu beobachten sind, wurden nach dem Wintereinbruch die Nistkästen kontrolliert. „Das war sehr aufschlussreich. Beide Paare nutzen die Nistkästen bereits gemeinsam. Sie mögen sich also und bei Adam und Eva wurde schon ein Nahrungsdepot angelegt. Das ist ein Zeichen dafür, dass sie bald mit der Brut beginnen“, sagt Schmidt. Geplant ist, dass die zu erwartenden Jungvögel mit Hilfe einer mobilen Auswilderungsvoliere an verschiedenen Standorten, an denen es zuletzt Einzelnachweise von Steinkäuzen gab (Poppenbüll, Oldenswort und Witzwort), ausgewildert werden, um das bestehende Vorkommen zu verstärken. „Wir sichten gerade die in Frage kommenden Bereiche, um die Auswilderungsvoliere zu platzieren und werden auch gezielt Landwirte ansprechen, ob sie nicht Interesse daran haben, uns bei diesem Projekt zu unterstützen und uns zum Beispiel einen Standort für die Voliere auf ihrem Hof zu gewähren“, so Jeß. Gut eignen würden sich kleinbäuerliche Betriebe mit Schaf- oder Rinderhaltung, wo die Steinkäuze genügend Nahrung wie Insekten, Regenwürmer, aber auch Mäuse finden. Der Steinkauz liebt niedrige Vegetation und jagt auch häufig auf dem Boden. Ein einmal gewähltes Revier besetzt er meist jahrelang, zum Teil auch lebenslang. Er baut keinen Horst, sondern brütet in hohlen Bäumen und Mauerluken. Er ist ein „Standvogel“, bleibt am Ort, den er sich einmal gewählt hat, wenn die Lebensbedingungen es zulassen. „Auch wenn wir für die Versorgung des künftigen Nachwuchses schon Paten gewinnen konnten, so ist die Versorgung der Dauerhaltungstiere doch finanziell aufwendiger als ursprünglich angenommen“, berichtet Armin Jeß. „Wir freuen uns also immer über Unterstützer für unser Projekt.“

Per E-Mail  jess.armin@gmx.de gibt Armin Jess auch gern weitere Auskünfte.

Text/Foto: Ute Gieseler