Oldenswort/Altendeich. Wenn Thomas Hohenstein (43) im Oldensworter Ortsteil Altendeich seine Motorsäge anwirft und die scharfen Zähne der Säge sich ins Holz fressen, dann fliegen nicht nur die Späne wild durch die Luft. Es wird auch ziemlich laut. Doch in Altendeich wohnt man ländlich und die Häuser haben genügend Abstand. „Über den Lärm hat sich noch niemand beschwert“, sagt Hohenstein.

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Der Vermessungstechniker lebt schon einige Jahre mit seiner Frau und zwei Kindern in Altendeich. Nebenberuflich pflegt er Gärten. Außerdem ist er ein geschickter und kreativer Handwerker. Die Arbeit mit Holz hat ihm schon immer viel Spaß gemacht. „Ich habe Bock auf Holz“, gesteht der junge Allrounder und lächelt verschmitzt, „und ich mag es bunt.“ Vor zwei Jahren circa sägte er im Garten Holz für seinen Ofen. „Ich probierte ein wenig mit der Motorsäge herum und schnitzte eine Figur. Das war das erste Deichmännchen, denn so nennt Thomas Hohenstein die Kunstwerke, die er seitdem entstehen lässt. Jedes Männchen sieht anders aus, jedes ist ein Unikat. Form und Größe sind stets unterschiedlich.

Die Wuchsart und Beschaffenheit des Holzes lässt Thomas Hohenstein in seine Figuren mit hineinfließen. „Jedes Holz ist anders und deshalb ist jedes Deichmännchen eine neue Herausforderung für mich“, so der junge Künstler. Circa 30 ganz unterschiedliche Exemplare sind bisher entstanden und ein Ende ist nicht abzusehen. „Meine Deichmännchen sind im gesamten Norden verteilt, meist verschenke ich sie, manchmal verkaufe ich auch ein Exemplar“, erzählt der junge Künstler. Auch Auftragsarbeiten kamen schon vor, zum Beispiel für eine Hochzeit.

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Die Deichmännchen sind aus einem Stück geschnitzt, und zwar stets mit der Motorsäge. Sie bestehen aus Rumpf und Kopf, haben weder Arme noch Beine und sind dennoch komplett. Mehrere Arbeitsschritte sind nötig, damit aus einem Stück Holz ein Deichmännchen entsteht. Zunächst kommt die Motorsäge zum Einsatz. Das ist laut und kräftezehrend und gebietet auch jede Menge Vorsicht. Ist der Rohling fertig, wird mit Winkelschleifer und Fächerschleifscheibe an dem Rohling gearbeitet. Dann wird von Hand nochmals nachgeschliffen. „Zum Schluss kommt die Farbe ins Spiel“, erzählt Thomas Hohenstein, der es ja bunt mag. Zweimal wird lackiert, dann folgt das Gesicht und eventuelle Accessoires. Soll das Deichmännchen im Freien stehen, kommt noch zweimal Klarlack zur Anwendung. Nicht jedes Deichmännchen lächelt, manche schauen verschmitzt, manche erstaunt, einige rollen mit den Augen oder blecken zwei Zähne. Aber zum Lächeln bringt jedes Unikat den Betrachter, weil diese Holzmännchen aus Altendeich einfach liebenswert sind. Sie machen die Welt ein wenig bunter.

Texct/Fotos: Ute Gieseler