[dropcap size=small]T[/dropcap]önning. Das Multimar Wattforum beherbergt seit Kurzem einen wahren Glücksbringer in einem seiner 37 Aquarien. Im Block- und Geröllgrundbecken des Tönninger Nationalpark-Zentrums dreht ein besonderer Dorsch, ein sogenannter King Cod, seine Runden.

King Cod bedeutet frei übersetzt „Königsdorsch“ und ist die englischsprachige Bezeichnung für Dorsche mit einer ungewöhnlichen Kopfform. Solche Dorsche haben aufgrund einer genetischen Veränderung eine vergrößerte Stirn. „Sie sehen aus wie eine Mischung aus Knurrhahn und Dorsch“, findet Timo Kaminski, Aquarianer im Wattforum. „Solche Mutationen kommen äußerst selten, aber regelmäßig vor.“

Kanadischen und norwegischen Fischern sind King Cods bereits seit 500 Jahren bekannt. Sie glaubten früher, dass King Cods die Anführer der Dorschschwärme auf dem Weg zu ihren Laichplätzen seien. In der vergrößerten Stirn sahen sie eine Krone. So entstand der Name Königsdorsch. Aufgrund der vermuteten Lockwirkung auf andere Dorsche, kursierte unter den Fischern der Mythos, dass ein King Cod seinem Fänger reiche Fischbeute bescheren würde. Brachte es ein Fischer auf sieben gefangene Königsdorsche, würde ihm bis zum Lebensende Glück auf See, Wetterglück sowie Glück beim Fischfang und -Handel sicher sein, so die Legende. Ein gefangener King Cod wurde getrocknet und als Glücksbringer auf dem Fischerboot platziert.

Das Multimar kam zu seinem Glücksfisch während der letzten Reise der Aquarianer nach Norwegen. In Zusammenarbeit mit einer Forschungsstation wurden dort diesen Sommer neue Meeresbewohner für das Nationalpark-Zentrum ausgewählt. An einem Tag hatten die norwegischen Wissenschaftler einen King Cod in ihrem Fangkorb. „Das war auch für die Norweger eine Überraschung und etwas ganz Besonderes.“, berichtet Timo Kaminski, der für das Multimar dabei war. „Sie erzählten uns von den Mythen und Sagen um diesen Fisch. Wir haben uns sehr gefreut, dass sie uns den King Cod als Glückbringer für unser Nationalpark-Zentrum schenkten.“

Nach dem gut überstandenen Rücktransport von Norwegen nach Tönning wurde der Königsdorsch in das Block- und Geröllgrundbecken eingesetzt. Dort lebt er zwischen gewöhnlichen Dorschen, so dass Besucher die unterschiedlichen Kopfformen gut beobachten können. „Er scheint sich bei uns wohlzufühlen, denn er frisst gut und hat schon an Gewicht zugelegt.“, so Aquarianer Timo Kaminski. „Wir hoffen, dass unser Königsdorsch uns noch lange erhalten bleibt und dem Wattforum und seinen Besuchern viel Glück bescheren wird.“

Das Foto zeigt den King Cod im Block- und Geröllgrundbecken im Multimar . Im Hintergrund (oben rechts) ist ein Dorsch mit normaler Kopfform zu sehen. ek