Garding.

Vor kurzem prophezeite das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“: Jedes zehnte Schuhgeschäft in Deutschland wird schließen müssen. Magere Umsätze und geringe Nachfrage sind deutlich zu spüren. In Zeiten hoher Inflation und gestiegener Energiekosten sparen die Menschen – auch bei ihrem Schuhwerk. Hans Holger Friedrich (55) aus Garding kann dieses nur bestätigen. Der Inhaber des Traditionsgeschäfts „Schuhhaus Friedrich wird sein Geschäft in absehbarer Zeit schließen.

„Gestiegene Mietkosten und explodierende Energiekosten zwingen mich dazu“, sagt Hans Holger Friedrich und macht deutlich, dass er beobachtet, dass Kunden ihre Haushaltsausgaben von der Mode abwenden und diese zu Ausgaben für Miete, Urlaub und Auto verlagern. Auch steigt der Anteil an im Internet gekaufter Ware rasant. Schuhhersteller reagieren darauf und orientieren sich eher an großen Abnehmern und machen kleinen Händlern damit das Leben schwer. „Die wirtschaftliche Lage macht den Schritt des Betriebsendes leider unumgänglich“, bedauert der Gardinger Geschäftsmann. Wann genau die Schließung sein wird, kann er noch nicht sagen.

Schuh Friedrich seit 1940 in Garding

„Wenn alles abverkauft ist, folgt die Schließung“, so Hans Holger Friedrich bedauernd. Damit geht in Garding ein Traditionsgeschäft verloren, welches bereits in dritter Generation geführt wird. Der Großvater Hans Friedrich begann 1932 damit, Holzschuhe und Pantoffeln selbst zu fertigen und mit seiner Ware über Land zu reisen und diese zu verkaufen. Das sicherte ihm ein gutes Einkommen, so dass er 1940 in der Fischerstraße einen Schuhladen eröffnete, den sein Sohn Hans Walter Friedrich 1965 übernahm. „Mein Vater verlegte das Geschäft dann 1971 in die Enge Straße“, so Hans Holger Friedrich, der im dortigen Gebäude, welches heute „Das Friedrichs“ heißt, auch aufwuchs. Nach dem Tod von Hans Walter Friedrich, der 1976 verstarb, führte seine Ehefrau Edith das Geschäft weiter, welches mehrfach umgebaut und erweitert wurde, um den inzwischen gestiegenen Kundenwünschen gerecht zu werden.

Hans Holger Friedrich übernahm dann von seiner Mutter 1988 das Geschäft. „Ich bin ja praktisch im Schuhladen groß geworden“, schmunzelt er und erzählt, dass es daher nicht verwunderlich war, dass ihn auch sein Berufsweg in diese Richtung führte. In der Schuhabteilung eines großen Kaufhauses am Heider Marktplatz absolvierte er seine Ausbildung. In dieser Zeit lernte er seine spätere Ehefrau Carin Klamberg kennen. Nachdem sie ihre Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin beendete, absolvierte sie noch eine weitere Ausbildung im Einzelhandel, um mit ihrem Ehemann im Schuhgeschäft zusammen zu arbeiten. „Die Präsentation der Ware, die Dekoration und der Verkauf, waren ihre Hauptaufgabengebiete, während ich mich viel um den Einkauf und die administrativen Dinge des Geschäftes kümmerte“, erzählt Hans Holger Friedrich. Und so wie Hans Holger Friedrich als Kind mit Schuhen aufwuchs, so wuchs auch der gemeinsame Sohn Bonke auf. Auch er wurde schon als Kind zu Schuhmessen mitgenommen. Schuhhaus Friedrich war eben stets ein Familienbetrieb.

Hans Holger Friedrich: Nach 38 Jahren Selbständigkeit ist Schluss

Mitarbeiter des Gardinger Geschäfts Schuh Friedrich

Hans Holger Friedrich und seine Mitarbeiterinnen Sabrina Wilkens und Gunda Burmeister.

Im Jahr 2005 verlegte Hans Holger Friedrich das Schuhgeschäft an den heutigen Standort in die Süderstraße 65. 2021 verstarb Carin Klamberg und so führte er das Schuhgeschäft alleine weiter. Dabei konnte er sich stets auf seine beiden treuen Mitarbeiterinnen Gunda Burmeister (seit 46 Jahren im Betrieb) und Sabrina Wilkens (seit elf Jahren) verlassen. Schuh Friedrich setzte stets auf eingehende Beratung. Es hat sich als Schuhfachgeschäft für die gesamte Familie etabliert. Den Schwerpunkt setzte das Traditionsgeschäft auf sportliche und bequeme Schuhe führender Markenhersteller, modisch und dennoch gesund für die Füße von Groß und Klein. „Ohne Beratung verlässt kaum ein Kunde das Geschäft“, so Hans Holger Friedrich, „schließlich sind wir dafür da, das richtige Produkt für den Kunden zu finden. Die richtigen Schuhe für den richtigen Einsatz“, ergänzt er und stellt klar, dass das erst recht im Kinderschuhbereich gilt. Inzwischen haben mehrere Generationen von Eltern und Großeltern im Schuh Friedrich die ersten Schuhe für ihre Kinder und Enkelkinder erworben. Es ist besonders wichtig für Kleinkinder, die passenden Schuhe zu tragen, damit sie mit gesunden Füßen ins Leben starten können. Es wurde eine schöne Tradition daraus, dass jedes Kind ein Erinnerungsfoto von seinen ersten Schuhen erhielt.

Nach 38 Jahren Selbstständigkeit ist nun Schluss. „Natürlich ist Herzschmerz dabei, das Schuhgeschäft war mein Leben. Aber ich freue mich auch auf einen neuen Lebensabschnitt und neue Herausforderungen. Konkrete Pläne habe ich noch nicht. Ich bin jedoch vielseitig aufgestellt, kenne mich sowohl mit Ein- als auch mit Verkauf aus, kann gut mit Menschen umgehen, aber auch mit moderner PC-Technik“, lächelt der Geschäftsinhaber. Wenn der Räumungsverkauf beendet ist, geht es für Hans Holger Friedrich also auf Jobsuche. Doch vorher hat er noch jede Menge zu tun, unter anderem möchte er sich von zahlreichen Stammkunden, die nicht in Eiderstedt wohnen, telefonisch verabschieden. „Viele Zweitwohnungsbesitzer halten uns seit Jahrzehnten die Treue und ich möchte nicht, dass sie plötzlich vor verschlossenen Türen stehen“, so Hans Holger Friedrich. Allen weiteren Kunden, denen ebenfalls sein Dank für die langjährige Treue gilt, legt er den Räumungsverkauf ans Herz. Sie erwartet eine große Auswahl von Markenschuhen zu attraktiven Preisen. Dann ist sicher auch Zeit für ein nettes Gespräch. „Nicht zuletzt gilt mein Dank auch Gunda Burmeister und Sabrina Wilkens, die den Charakter von Schuh Friedrich maßgeblich geprägt haben“, so der Firmenchef.

Kontakt: Schuhhaus Friedrich, Süderstraße 65, 25836 Garding; Telefon: 04862 400; Öffnungszeiten: Mo bis Fr.: 9.30 Uhr bis 18 Uhr; Sa 9.30 Uhr bis 13 Uhr; www.schuh-friedrich.de