Tönning. „Eigentlich war geplant, dass ich hier nur ein halbes Jahr Vertretung mache“, erzählt die Leiterin des ADS-Kindergartens Renate Poggensee (65) lächelnd. „Und nun sind aus einem halben Jahr 22 Jahre geworden.“Zum Jahresende geht die Kindergartenleiterin in den Ruhestand, ihr 66. Geburtstag am 1. Januar 2022 wird zugleich ihr erster Tag als Rentnerin sein. Renate Poggensee stammt aus Welt.

Dort lebt sie, nach anderen Stationen, auch heute wieder. „1984 konnten wir das Haus meiner Großeltern zurückkaufen. Das war eine glückliche Fügung, so konnten wir das Haus in die Familie zurückholen und gleichzeitig in der Nähe meiner Eltern wohnen“, erzählt Renate Poggensee, die ausgebildete Erzieherin ist. Ihre Ausbildung absolvierte sie in einem Kurheim in St. Peter-Ording und besuchte die sozialpädagogische Fachschule in Niebüll.

In St. Peter-Ording machte sie auch ihr Anerkennungsjahr, arbeitete dann in verschiedenen Kurheimen, bevor sie nach Kiel ging und dort in einem Heim für schwer erziehbare sowie behinderte Kinder arbeitete. In Kiel lernte sie ihren Mann Klaus kennen. „Aber ich wollte immer zurück nach Eiderstedt“, gesteht sie und konnte auch ihren Ehemann davon überzeugen, Kiel den Rücken zuzudrehen und zurück auf die Halbinsel zu ziehen. Wieder in Welt kümmerte sie sich um die Erziehung der Kinder, um Haus und Garten und engagierte sich ehrenamtlich.

Sie arbeitete viel mit Kindern und wirkte im Kirchenvorstand mit, half im Dorf, wo sie nur konnte und übernahm Nachtdienste im Marienstift in Garding, einer Einrichtung für Menschen, die geistig und körperlich mehrach behindert sind. „In dieser Zeit, das war bis 1999, war ich nicht berufstätig, hatte aber dennoch immer viel zu tun“, erinnert sie sich. Als das jüngste ihrer drei Kinder zehn Jahre alt war, schaute sie sich wieder nach einer entsprechenden Arbeit um und meldete sich beim Arbeitsamt als arbeitssuchend.

Ihr wurde dann eine Stelle im ADS-Kindergarten in Tönning angeboten, als Vertretung für ein halbes Jahr. „Zuerst dachte ich, naja, Kindergarten? Eigentlich habe ich immer lieber mit größeren Kindern gearbeitet und nicht mit den Kleinsten. So dachte ich damals, aber oft kommt es im Leben anders. Es hat mir sofort gefallen, die Kolleginnen haben mich herzlich aufgenommen und ich fasste schnell Fuß im ADS-Kindergarten“, erinnert sich Renate Poggensee. Sie hatte in ihrer Anfangszeit im Kindergarten auch private Schicksalsschläge zu verarbeiten. „Die Arbeit hier half mir. Sie war meine Therapie“, erzählt sie rückblickend. Aus der befristeten Vertretungsstelle wurde dann eine feste Anstellung, Renate Poggensee übernahm eine Gruppenleitung und ab 2001 die komplette Leitung des Kindergartens.

In den vergangenen 22 Jahren hat Renate Poggensee vieles angeschoben und verwirklicht in „ihrem“ Kindergarten. Bewegung und Sprachförderung im Kindergarten sind ihr ganz wichtig. Ganz vorn sieht sie dabei die Förderung der plattdeutschen Sprache. „Plattdeutsch ist meine Erstsprache“, lächelt sie. „Viele Kollegen konnte ich damit begeistern und die Kinder natürlich auch. Unter anderem nutzt sie dafür die Handpuppen Hanna und Hinnerk. „Die beiden sprechen nur plattdeutsch. Betrete ich einen Gruppenraum und habe Hanna und Hinnerk dabei, wissen die Kinder: Ab jetzt nur noch plattdeutsch“, erzählt sie.

„Bis 65 Kinder haben hier Platz, dann kommen wir allerdings an Grenzen“, so Renate Poggensee. Das gute Miteinander mit den Eltern der Kinder und mit den Nachbarn des Kindergartens ist ihr ganz wichtig. „Ich habe hier unheimlich gern gearbeitet“, stellt sie fest, dennoch freut sie sich auf den Ruhestand. Für die Zukunft nimmt sie sich vor, wieder mehr ehrenamtlich tätig zu sein und auch die plattdeutsche Sprache in Kindergärten durch entsprechende Fortbildungen weiter zu fördern, nimmt sie sich vor. Ihren Kindern und Enkelkindern möchte sie mehr Zeit widmen und mit ihrem Klaus, der schon länger im Ruhestand ist, möchte sie öfter verreisen. Außerdem liebt sie Fahrradtouren über Eiderstedt sowie Konzert- und Theaterbesuche. Für all‘ das wird sie nun mehr Zeit haben.

ug