Nach langer Planung und einer Renovierungszeit von zweieinhalb Monaten eröffnete das Café und Restaurant Hafenblick in Tönning rechtzeitig zur Saison Mitte März. Nun erstrahlt es komplett neu in hellen Farben mit neuem Tresen und komplett neuem Gestühl. Es wirkt gleich viel größer, aber das ist eine optische Täuschung. Die Renovierung hat Chefin Nina Jaber sich lange gewünscht. „Ich habe oft schon darüber nachgedacht und insgeheim Pläne gemacht. Mir war jedoch immer bewusst, dass unsere Gäste es so mochten, wie es war“, erzählt sie. Dennoch wurde nach knapp 30 Jahren eine Renovierung in Angriff genommen, gründlich, aber auch behutsam. Denn der Charme des Hafenblicks und der maritime Charakter des Lokals ist durch die Baumaßnahmen nicht verloren gegangen.

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Das Team des Cafés und Restaurants Hafenblick.

„Wir sind zunächst mit der Tischlerei Tams aus Lunden in die Planung eingestiegen“, so Nina und Mohamad Jaber. „Dann haben wir der Tischlerei die Bauleitung übertragen, sodass wir uns um die anderen Gewerke, wie unter anderem Elektrik, nicht kümmern mussten.“ Die beteiligten Firmen haben ganze Arbeit geleistet. Der Tresen aus Holz ist komplett neu. Er ist angelehnt an eine Bootsform und trägt auch den Namen des Bootes, welches einst Ove Hans, dem Großvater von Nina Jaber gehörte. „John Bull“ prangt in schwarzen Lettern an dem Tresen. Davor gibt es einige Sitz- und Stehplätze in Form von Holzfässern. Die Wände der Innenräume sind hell gestrichen, die Farbe changiert zwischen türkis, grau und schilf und sorgt für maritimen Charakter gemeinsam mit dem neuen Fußboden aus einem hochwertigen Harz mit einer hellgrauen Farbe und einer Struktur, die ans Watt erinnert, wenn die Ebbe es freigelegt hat. Ebenso sind die Tische, die Stühle sowie die Lampen neu. Einige, liebgewordene Dekogegenstände haben es dennoch ins neue Café Hafenblick geschafft, zu wertvoll waren die Erinnerungen daran.

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Die Geschichte des Hafenblicks ist eine Familiengeschichte. Nina Jabers Großvater, Ove Hans, vielen Tönninger Bürgern noch bekannt, führte verschiedene Lokale in Tönning und begann, selbst Eis zu produzieren. Auf Jahrmärkten und aus einem Verkaufswagen heraus, wurde das Eis verkauft und war sofort beliebt. Als Ove Hans verstarb, führten Tochter Antje und ihr Mann Günther Korsilack die Tradition fort, erwarben das Gebäude des heutigen Hafenblicks, produzierten und verkauften Eis, Heißgetränke und Blechkuchen, zunächst nur auf der Terrasse. Doch schon bald folgten die Innenräume, die bis dahin als Ferienwohnungen dienten. Das Hafenblick etablierte sich schnell und längst lockten nicht nur das gute, hausgemachte „Ove-Hans-Eis“, sondern auch die gute Küche.

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Als Günther Korsilack sich krankheitsbedingt zurückzog, übernahm Nina Jaber, die ihre Eltern schon immer unterstützte und im Hafenblick aushalf. Die gelernte Bankkauffrau absolvierte eine Umschulung zur Hotelfachfrau und wurde, obwohl noch sehr jung, Chefin des Hafenblicks. „Endlich wurde ich glücklich“, sagt sie heute zurückblickend. „Die Ausbildung in der Bank war nicht so meins, ich wollte immer nur im Hafenblick sein, den Umgang mit den Gästen haben und dafür sorgen, dass die Gäste sich dort wohlfühlen. Ich war bereit, meine ganze Kraft und Energie in das Hafenblick zu stecken“, erinnert sie sich zurück. Ninas Ehemann Mohamad Jaber, schon damals für Günther Korsilack in der Küche als Koch tätig, übernahm von da an die Eisproduktion. Auch heute noch ist er der Mann an der Eismaschine. Doch nicht nur das: Er backt all die leckeren Torten und Kuchen, die täglich Augen und Gaumen der Gäste verzaubern.

Die gelungene Renovierung war und ist für Chefin Nina Jaber eine Herzensangelegenheit, ist sie doch gleichzeitig auch eine Hommage an die Familie Hans/Korsilack. Überall finden sich in all dem Neuen auch Hinweise auf die Vergangenheit. Ein großes Wandbild zeigt das Abbild von Ove Hans, welches sich in kleinerem Format auch auf dem Eistresen befindet. Wie oft täglich Nina Jaber an diesem Foto entlanggeht, kann sie nicht zählen. „Ich habe meinen Opa aber täglich damit vor Augen und das gefällt mir sehr. Ohnehin bin ich spirituellen Dingen gegenüber empfänglich und ich glaube, dass unsere Vorfahren auf uns achten. Meinem Großvater würde es auch im neuen Hafenblick gefallen, da bin ich mir sicher“, so Nina Jaber. Auch ein Blick in die Speisekarte, zeugt von gewisser Familientradition. So sind die Waffeln nach „Oma Helga“ benannt und werden auch nach diesem Rezept hergestellt, während der Milchreis nach „Oma Annelieses“ Rezepten den Weg in die Speisekarte fand. „Familie ist mir sehr wichtig“, sagt Nina Jaber, viele Familienangehörige gehören zum festen Team. Außerdem helfen die beiden größeren Kinder Amina (20) und Hassan (17) gern im Hafenblick aus und auch der 13-jährige Ayman steht bereits in den Startlöchern.

So, wie sich jetzt das gesamte Erscheinungsbild des Hafenblicks verändert hat, so unterlag die Speisekarte natürlich auch im Laufe der Jahre stetigen Veränderungen. „Wir legen Wert auf frische und regionale Produkte, die zur Saison passen. Fisch- und Krabbengerichte sind besonders beliebt, aber auch Kleinigkeiten, wie Milchreis oder Fliederbeersuppe. Für die Schleckermäuler hat der Eistresen stets eine große Auswahl an Eisspezialitäten, die entweder in der Waffel oder im Becher zum Mitnehmen geeignet sind oder am Tisch serviert mit Crêpes oder Waffeln die Gäste erfreuen.  Einen besonderen Namen hat das Hafenblick sich ebenfalls mit den Riesenwindbeuteln gemacht. „Einige Gäste kommen wirklich extra wegen der leckeren und besonders großen Windbeutel“, erzählt Nina Jaber und gibt zu, dass diese so groß sind, dass die Gäste auch oft fragen, ob sie sich einen Windbeutel teilen können, was natürlich kein Problem ist. „Manche Gäste fragen auch, wer um Himmels willen kann so einen großen Windbeutel essen? Dann habe ich stets die passende Antwort parat und erzähle, dass ein Mann aus Tönning, ein sehr gern gesehener Gast im Hafenblick, ohne Mühe zwei dieser Windbeutel schafft und bei besonderem Hunger auch noch ein Stück Torte hinterher. Das sorgt für Staunen, aber das ist die Wahrheit“, lächelt Nina Jaber.

Die Renovierung des Hafenblicks zeigt, dass sich Modernes mit Tradition verschmelzen lässt und das so ein Ort geschaffen wird, der zunächst komplett neu wirkt, dann aber Aha-Erlebnisse aufkommen lässt, weil die Modernisierung dennoch Blicke in die Vergangenheit und in die Tradition zulassen.

Kontakt: Café & Restaurant Hafenblick, Am Hafen 38, 25832 Tönning, Telefon 04861-1533; www.cafehafenblick.de

Text/Fotos: Gieseler/privat